Erste Studie macht Hoffnung: Kann man die Spielsucht mit Medikamenten besiegen?

Von Cornelia Scherpe
6. November 2013

Wer gern einmal Lotto spielt oder zur Entspannung ins Casino geht, hat noch kein ernstes Problem. Schlimm wird es nur, wenn das Spielen zur Sucht wird und der Betroffene an kaum etwas anderes mehr denkt.

Behandlung von Spielsucht

Soziale Kontakte und die eigenen Finanzen werden komplett ignoriert und die Katastrophe ist oft vorprogrammiert. Bisher kann man Spielsüchtigen nur helfen, indem man auf eine Psychotherapie setzt. In Zukunft könnte diese aber auch durch Medikamente gestützt und so die Genesung beschleunigt werden. Forscher haben dafür einen neuen Wirkstoff bei Ratten getestet und konnten damit einen ersten Erfolg verbuchen.

Bereits seit einiger Zeit ist bekannt, dass auch Ratten spielsüchtig werden können. Baut man in ihre Käfige kleine Automaten mit drei blinkenden Lampen ein, betätigen die Tiere mit ihrer Schnauze einen Hebel, um das Blinken zu stoppen. Bewirkt das Drücken ein Dauerleuchten aller Lampen, kommt Futter als Belohnung heraus.

"near-miss"-Effekt

Wie beim Spielautomaten für den Menschen bauten die Forscher dabei den "near miss"-Effekt ein. Dies ist das Ergebnis, das besonders knapp an der Gewinnsituation vorbeigegangen ist. Bei spielsüchtigen Menschen stimuliert das die Einstellung, es sofort noch einmal versuchen zu wollen. Auch schlaue Ratten verstehen das Prinzip des Automaten und werden süchtig danach. Auch sie wollen nach einem "near miss"-Effekt sofort weiterspielen, selbst wenn dies eine Bestrafung in Form einer späteren Spielpause nach sich zieht.

Wie Spielsucht sich im Gehirn auswirkt, weiß man bereits seit einiger Zeit. Die Fast-Gewinne stimulieren das Belohnungszentrum im Gehirn. Ausgeschüttet wird dabei das Hormon Dopamin und die Patienten werden süchtig nach diesen Glücksmomenten. Der neue Wirkstoff setzt genau an dieser Stelle an. Er soll direkt auf den Dopamin4-Rezeptor einwirken, also auf die Andockstelle dieser Hormone. Bei den so behandelten Tieren linderte der Wirkstoff die Spielsucht selbst nach dem "near miss"-Effekt.