Bestechung und Behandlungsfehler - Rumäniens Gesundheitssystem gerät immer stärker in die Kritik

In keinem Land der europäischen Union wird weniger Geld für das Gesundheitssystem ausgegeben

Von Melanie Ruch
5. Februar 2013

Wer in Rumänien krank wird, darf nicht wirklich auf die beste Behandlung hoffen. Seit Jahren gerät das rumänische Gesundheitssystem immer wieder in die Kritik. Weil eine schwangere Frau in einem öffentlichen Krankenhaus 36 Stunden warten musste, bis sich ein Arzt zur Entbindung bereit erklärte, verlor sie ihr kerngesundes Kind. Es starb noch im Mutterleib.

Leistungen gegen Bezahlung

Eine andere Frau zahlte ihrem Arzt umgerechnet elf Euro, um ein Beratungsgespräch zu bekommen. Als sie nach fünf Minuten noch einige weitere Fragen stellen wollte, blockte der Arzt ab, weil die Frau ihm für die Beantwortung der Fragen nicht genug gezahlt hatte. Auch Krankenschwestern und Krankenwagenfahrer versuchen verstärkt Geld unter der Hand zu verdienen. Ein Glas Wasser bringen die rumänischen Krankenschwestern ihren Patienten nur gegen eine Aufwandsentschädigung von rund zwei Euro und für den Krankentransport im Krankenwagen verlangen die meisten Fahrer Handgeld.

Fachkräftemangel und medizinische Standards

Auch der Fachkräftemangel macht den Krankenhäusern immer mehr zu schaffen. Von den 80.000 Planstellen ist lediglich die Hälfte besetzt und immer mehr Ärzte verlassen das Land. Zudem entsprechen nur drei der insgesamt 400 öffentlichen Krankenhäuser in Rumänien europäischen Standards.

In einigen Kliniken hausen die Ratten zwischen Ärzten und Patienten. In anderen Krankenhäusern müssen sich zwei oder drei Patienten ein Bett teilen, da es dort nicht genügend Betten gibt.

Behandlungsfehler und hygienische Mängel

Seit 2000 starben in rumänischen Krankenhäusern allein 700 Menschen an ärztlichen Behandlungsfehlern, doch selbst bei einer Verurteilung haben die Ärzte kaum etwas zu befürchten. Lediglich ihr Gehalt wird in diesem Fall um gerade einmal 10 bis 15% gekürzt. Seit 2003 wurden in den öffentlichen Krankenhäusern 120.000 Infektions-Fälle gemeldet, die auf hygienische Mängel zurückzuführen sind. Doch obwohl die Missstände bekannt sind, scheint sich am rumänischen Gesundheitssystem nichts zu ändern.

Das rumänische Gesundheitssystem

In keinem Land der europäischen Union wird weniger Geld für das Gesundheitssystem ausgegeben als in Rumänien und wegen der anhaltenden Rezession sollen die Ausgaben in diesem Bereich sogar noch weiter gekürzt werden. Die daraus resultierenden Probleme betreffen vor allem die finanziell minderbemittelten Rumänen. Während sich die Reichen zur Behandlung in Privatkliniken oder ins Ausland begeben, sind die finanziell schwächer Gestellten auf die öffentlichen Krankenhäuser angewiesen.