Bildschirmkonsum bremst bei Kindern die Entwicklung der Vorstellungskraft

Nur Bücher, Hörbücher und Hörspiele regen die Kreativität an

Von Cornelia Scherpe
24. September 2020

Wer gebeten wird, die Augen zu schließen und sich eine ganz bestimmte Szene vorzustellen, etwa einen Strand mit Sandburgen, leise rauschende Wellen an der Küste, Möwen am Himmel etc., hat meist ein ziemlich klares Bild vor dem inneren Auge. Diese Fähigkeit wird als Vorstellungskraft bezeichnet und ist für den menschlichen Verstand eine wichtige Eigenschaft. Diese Fantasie erlaubt nicht nur eine innere Reise zu schönen Erinnerungen oder Wunschorten, sondern befähigt das Gehirn zur kreativen Problemlösung.

Entwickelt wird die Vorstellungskraft von früher Kindheit an und wie stark sie ausgeprägt ist, wird von vielen Faktoren beeinflusst. Welche Rolle dabei moderne Bildschirmmedien spielen, hat eine aktuelle Studie untersucht und ein hartes Urteil gefällt.

Vorstellungskraft und Kreativität bleiben beim Bildschirmkonsum auf der Strecke

Der häusliche Bildschirmkonsum eines Kindes steht im direkten Zusammenhang mit seiner Entwicklung der Vorstellungskraft. Je stärker der Konsum, desto langsamer reift sie. Zu diesem Ergebnis kamen die Wissenschaftler beim Experiment mit 266 Jungen und Mädchen. Die Kinder waren mindestens drei und maximal neun Jahre alt. Es wurde festgehalten, wie viele Minuten oder Stunden am Tag diverse Bildschirmmedien konsumiert wurde. Dazu zählten passive Medien wie das Anschauen von Bildern und Videos, aber auch aktive Medien wie Spiele am PC, Tablet und Ähnlichem. Mit kleinen Tests wurde im Anschluss erhoben, wie gut die Vorstellungskraft der Kinder war. Tatsächlich taten sich die Kinder im Vergleich mit Gleichaltrigen umso schwerer, je länger ihr Medienkonsum war. Aktive Medien waren dabei nicht besser als reines Bild- und Filmschauen.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die fertig präsentierten Inhalte dafür sorgen, dass keinerlei Kreativität angeregt wird. Anders als bei beispielsweise Hörbüchern muss ein Kind sich keinen Wald oder ein Schloss im Kopf vorstellen. Es bekommt die Bilder auf dem Monitor präsentiert.