Kinder und Bildschirmgeräte: Studie warnt vor Veränderungen im Gehirn

Vorschulkinder, die häufig Smartphone und Co. nutzen, lernen schlechter Sprechen und Lesen

Von Cornelia Scherpe
19. Dezember 2019

Verbringen Kinder zu viel Zeit mit Bildschirmgeräten, werden viele Kinderärzte, Lehrer und Betreuer nervös. Es stehen Folgen wie verminderte Konzentrationsfähigkeit oder auch eine schlechtere Entwicklung der Sozialkompetenzen im Raum. Doch wie stark die frühe Nutzung von Smartphone, Tablet und Co. das Kind wirklich prägt, lässt sich oft noch nicht sagen. Das Phänomen ist zu jung, um erschöpfende Studien vorliegen zu haben. Eine aktuelle Untersuchung aus den USA untermauert jedoch die Sorgen vieler.

Die Forscher arbeiten mit 47 Jungen und Mädchen, die 54 Monate (4,5 Jahre) alt waren. Die Gruppe hatte durchschnittlich mit 18 Lebensmonaten erstmalig Kontakt zu Bildschirmgeräten gehabt und nutzte sie seitdem im Schnitt 1,5 Stunden täglich. Dabei gab es jedoch Extreme, wie Kinder, die bis zu zwölf Stunden damit verbrachten und jene, deren Eltern ein vollkommenes Verbot ausgesprochen hatten. Diese Unterschiede konnten die Forscher nutzen.

Sprachzentren im Gehirn entwickeln sich messbar langsamer

Alle Kinder wurden drei Tests unterzogen, bei denen altersgerecht die Entwicklung der Muttersprache (Vokabular und Aussprache) und erste Lesefähigkeiten untersucht wurden. Es zeigte sich, dass bei steigender Bildschirmzeit die Ergebnisse schlechter ausfielen. Je länger ein Kind also täglich mit Smartphone und Co. Kontakt hatte, desto bescheidener waren die Ergebnisse. Der Unterschied blieb auch dann bestehen, wenn das Einkommen der Familien als verzerrender Faktor herausgerechnet wurde. Meist lernen Kinder aus wohlhabenden Familien schneller Sprechen und Lesen, was auch in der Studie auffiel.

Die Forscher führten im Anschluss MRT-Scans der Kinder durch. Mit ihnen konnten die Wissenschaftler bewerten, wie aktiv die Hirnzellen in den Bereichen waren, die für Sprache besonders wichtig sind, nämlich im Wernicke- und Broca-Areal. Bei starker Bildschirmnutzung fanden die Forscher Hinweise auf Veränderungen, die nur als Störungen bezeichnet werden konnten. Die Sprachzentren entwickelten sich messbar langsamer.

Kritiker der Studie betonen, dass nur 47 Kinder untersucht wurden und die Ergebnisse daher für die Allgemeinheit keine Aussagekraft haben. Die Querschnittstudie selbst sieht sich ebenfalls nicht als Beweis, sondern vielmehr als Hinweis. Tiefergehende Untersuchungen sind gefragt, um einen gesunden Kontakt der Jüngsten mit Smarthone und Co. zu ermöglichen.