Blutstammzellen altern durch physiologischen Stress vorzeitig

Tierversuche bestätigen den Zusammenhang von physiologischem Stress und der vorzeitigen Zellalterung

Von Cornelia Scherpe
26. Februar 2015

Blutstammzellen werden in der Medizin "hämatopoetische Stammzellen" genannt und sind für die Bildung aller Blutzellen im Körper verantwortlich. Diese Zellneubildung ist lebensnotwendig, weshalb die Gesundheit dieser Stammzellen so wichtig ist.

Auswirkung von physiologischem Stress auf die Zellalterung

Doch wer häufig Infektionen und Entzündungen erlebt oder einmal einen schweren Blutverlust verkraften musste, hat schlechte Karten: Um seine Blutstammzellen steht es deutlich schlechter.

Das hat eine aktuelle Forschungsarbeit herausgefunden und damit belegt, dass physiologischer Stress in den Zellen unmittelbar auf die Alterung der Zellen wirkt.

Wie sich physiologischer Stress auf die Zellen auswirkt

Um die Vorgänge zu erklären, beschreiben die deutschen Wissenschaftler die Arbeit gesunder Blutstammzellen mit dem Prozess des Schlafens:

Ist der Körper nicht gestresst, sind keine Entzündungen im Gange und genügend Blut vorhanden, besteht wenig Bedarf an neuen Blutzellen. Die Stammzellen können sich also ein Nickerchen gönnen und verbrauchen dabei wenig Energie.

Tritt plötzlich ein Blutverlust auf oder Zellen werden durch Infektionen oder andere Stressreaktionen beschädigt, müssen die Stammzellen hart arbeiten. Innerhalb kürzester Zeit müssen sie vom ruhigen Schlaf in hohe Produktivität wechseln.

Tierversuch bringt Antworten

Diese steile Leistungskurve führt zu DNS-Schäden, wie die Forscher im Tierversuch zeigten. Als die Stammzellen von Mäusen plötzlich viel zu tun bekamen - quasi der "Wecker" klingelte - traten neue Gendefekte auf.

Die Stammzellen mussten so aktiv sein, dass sie ihren Stoffwechsel zu ihren eigenen Ungunsten umstellten und damit vermehrt schädlichen Stoffwechselprodukten ausgesetzt waren. Das beschädigte sie.

Dauerstress besonders schädlich

Die Forscher konnten aber auch zeigen, dass seltener Stress noch kein gravierendes Problem ist. Kleinere und seltene DNS-Schäden werden nämlich nach der Arbeit repariert.

Nur wenn Dauerstress für die Blutstammzellen entsteht, wird das System überlastet und es bleibt keine Zeit für Reparaturen. Das Ergebnis in diesem Fall:

  • die DNS-Schäden bleiben bestehen
  • die betroffene Stammzelle kann weniger leisten
  • die Stammzelle verliert an Regenerationskraft

Mit anderen Worten: Physiologischer Dauersstress lässt die Zelle altern.