Cannabis in der Schwangerschaft: Gehirn der Kinder wird beeinflusst
Zigarettenrauchen und Kiffen während der Schwangerschaft kann man offenbar nicht in eine Risikogruppe zusammenfassen
Während der Schwangerschaft sollten alle Drogen Tabu sein. Immer mehr Frauen konsumieren aber nicht nur weiterhin Alkohol und Nikotin, auch Cannabis wird vermehrt während der neun Monate geraucht. Einschlägige Studien zum Langzeiteffekt auf die Kinder gibt es bisher nicht. Eine erste Untersuchung zeigt jedoch, dass die kindlichen Gehirne definitiv beeinflusst werden.
Die Generation-R-Studie
Der Verdacht, dass die Mütter ihrem Ungeborenen direkt schaden, gibt es schon länger. Man weiß, dass bereits im Gehirn von Feten die Andockstellen vorhanden sind, an die der Wirkstoff der Droge sich heftet. Die sogenannten Endocannabinoide könnten also durch den Mutterkörper in das Ungeborene gelangen und dort das wachsende Gehirn verändern. Eine erste Studie belegt dies nun.
Die sogenannte Generation-R-Studie umfasst rund 10.000 Mütter und deren Kinder, um zu verschiedenen Fragestellungen neue Antworten zu finden. Die Untersuchung hatte die werdenden Mütter dafür zu Beginn durch Interviews zu ihren Lebensumständen befragt. Einige gaben offen an, dass sie auch während der Schwangerschaft mit Cannabis in Kontakt kamen.
Von 54 der anschließend geborenen Kinder durften die Ärzte ein MRT des Gehirns anfertigen. Die Kinder waren zu diesem Zeitpunkt sechs bis acht Jahre alt. Außerdem führte man die Untersuchung bei 96 Kindern durch, deren Mütter zwar nicht gekifft, wohl aber regelmäßig geraucht hatten. Als Kontrollgruppe dienten 113 Kinder, deren Mütter weder Nikotin noch Cannabis konsumierten.
Auswirkungen auf verschiedene Hirnareale
In beiden Rauchergruppen wichen die Gehirne von denen der Kontrollgruppe ab. Die Unterschiede waren allerdings unterschiedlich, sodass man Zigarettenrauchen und Kiffen offenbar nicht in eine Risikogruppe zusammenfassen kann. Bei Kindern mit Nikotin-Kontakt waren drei Bereiche im Großhirn verdickt:
- der Gyrus frontalis superior,
- der Gyrus superior frontalis und
- der Lobulus parietalis superior.
In der Cannabis-Gruppe waren diese Bereiche normal, dafür aber der frontale Cortex verdickt. Dieser gilt allgemein hin als Sitz des menschlichen Verstandes. Die genauen Funktionen der anderen drei Bereiche kennt die Hirnforschung noch nicht.
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