Caravaggio falsch eingeschätzt - 12 Millionen Euro futsch? Auktionshaus Sotheby's am Pranger

Das renommierte englische Auktionshaus versteigerte das Bild "Der Falschspieler" völlig unter Wert

Von Nicole Freialdenhoven
29. Oktober 2014

Das renommierte englische Auktionshaus Sotheby's muss sich vor dem Londoner High Court gegen Vorwürfe wehren, es habe ein Caravaggio-Gemälde falsch eingeschätzt und seinem ehemaligen Besitzer einen Schaden von rund 12 Millionen Euro zugefügt. Dabei geht es - ausgerechnet - um das Bild "Der Falschspieler", das ein Kunstfreund namens Lancelot Thwaytes 2006 für 42.000 Pfund (etwa 53.500 Euro) versteigert hatte - in der Annahme, der Maler sei ein Schüler des großen italienischen Meisters Caravaggio gewesen.

Der Meister selbst schwang den Pinsel

Blöd nur: eine neue Untersuchung ergab, dass der große Meister höchst selbst den Pinsel geschwungen hatte und das Bild tatsächlich rund 10 Millionen Pfund (12,8 Mio. Euro) wert ist. Thwaytes beschuldigt Sotheby's nun, das Bild nicht sorgfältig genug geprüft zu haben: Die Experten des Auktionshauses hatten es mit dem fast identischen "Falschspieler" im Kimbell Art Museum in Texas verglichen und waren zu dem Schluss gekommen, dass das Bild von Lancelot Thwaytes "eindeutig von schlechterer Qualität" als das texanische Original gewesen sei.

Erneute Experteneinschätzung

Vor Gericht sollen nun mehrere Kunstexperten darlegen, warum sie glauben, dass es sich um einen echten Caravaggio handelt - oder eben nicht. Sollten die Richter die Klage ablehnen, bleibt Thwaytes immerhin noch ein Trost: Er selbst hatte das Bild im Jahr 1962 für gerade einmal 140 Pfund (178 Euro) erworben - und immer noch ein nettes Sümmchen damit verdient.