Comic "Unsichtbare Hände" über das Flüchtlingsdrama in Südeuropa veröffentlicht

Von Ingo Krüger
17. April 2014

Fünf Jahre lang hat der finnische Illustrator und Comiczeichner Ville Tietäväinen an seinem Werk "Unsichtbare Hände" (orig. "Näkymättömät kädet") gearbeitet. Ermöglicht hat dies ein Fünf-Jahres-Stipendium des Finnischen Kulturrats, das Tietäväinen 2006 bekam.

Handlung und Thematiken des gefeierten Werks

Das 215 Seiten starke Buch spielt in Spanien und erzählt die Geschichte des marokkanischen Familienvaters Rashid, der in seiner Heimat seine Anstellung als Schneider verliert. Um seine Familie weiterhin ernähren zu können, verlässt er diese, um in Europa Arbeit zu suchen. Er emigriert als illegaler Einwanderer ohne Pass nach Südspanien und versucht dort, sich ein neues Leben aufzubauen.

Tietäväinen thematisiert in seinem Comic die Lebensrealität von Gastarbeitern im 21. Jahrhundert. Niedrige Bezahlung, schlechte Arbeitsbedingungen und die Hoffnung auf ein besseres Leben kennzeichnen auch den Weg seines Protagonisten Rashid.

Für "Unsichtbare Hände" reiste der Finne zusammen mit dem Anthropologen Marko Juntunen nach Marokko und Spanien, um vor Ort zu recherchieren. Dort sprachen sie mit Flüchtlingen und Grenzbeamten, mit Schleppern und Vertretern von Menschenrechtsorganisationen. Allein in der Region um die andalusische Stadt Almería arbeiten rund 90.000 Menschen im Obst- und Gemüseanbau, 40.000 bis 60.000 davon sind illegal Beschäftigte.

"Unsichtbare Hände" erhielt den höchsten Kulturpreis Finnlands. Es gilt Kritikern als erschütterndes Zeugnis über Unmenschlichkeit, Sklaverei und Ausbeutung mitten in der EU. Doch es dokumentiert auch die Diskussion unter den Marokkanern über die Verheißungen Europas.

Dies unterscheidet das Buch von den vielen Comics aus europäischer Perspektive auf das mediterrane Flüchtlingselend. Es bringt anschaulich das Schicksal eines illegalen Einwanderers, ohne dabei zu klischeehaft vorzugehen. Rashids Gefühle, sein Denken und seine Suche nach einer Erlösung von seiner Arbeit stehen dabei im Mittelpunkt.