Computerspielen verändert nachweislich die Hirnstruktur

Studie untersuchte den Einfluss von Onlinespielen auf das Gehirn

Von Cornelia Scherpe
11. Dezember 2017

Durch die Magnetresonanztomografie ist es heute möglich, einen Blick ins lebende Gehirn zu werfen und durch Folgeuntersuchungen festzustellen, ob die Struktur sich bei einem Menschen im Laufe der Zeit verändert. Genau das hat eine deutsche Studie mit 119 gesunden Teilnehmern gemacht, um die Auswirkungen von Onlinespielen zu untersuchen. Das Ergebnis dürfte wieder für Diskussionsstoff sorgen.

Studie zur Auswirkung von Onlinespielen auf das Gehirn

An der Universität Ulm wurden die 119 Probanden gebeten, zunächst ihre Hirnstruktur im MRT-Scan untersuchen zu lassen.

  • 78 von ihnen waren unerfahren auf dem Gebiet der Onlinespiele,
  • die übrigen 41 bezeichneten sich selbst als leidenschaftliche Gamer.

Diesen Unterschied konnte man bereits im ersten Scan sehen, denn die Gehirne der regelmäßigen Spieler zeigten weniger Masse im orbitofrontalen Kortex. Das ist ein Bereich im Frontallappen, der unter anderem für die Selbstkontrolle zuständig ist. Weniger Struktur deutet daher auf eine schlechtere, emotionale Kontrolle hin.

Computerspielen verändert die Hirnstruktur

Man unterteilte die Teilnehmer im Anschluss in zwei Gruppen und bat die erste, für sechs Wochen jeden Tag "World of Warcraft" zu spielen. Die Dauer sollte mindestens eine Stunde täglich betragen. Die Kontrollgruppe wurde hingegen gebeten, in den sechs Wochen komplett auf Onlinespiele zu verzichten.

Nach dem Ablauf der Zeit suchte ein zweiter MRT-Scan mögliche Veränderungen im Gehirn. Tatsächlich hatte sich nun auch das Hirnvolumen der neuen "World of Warcraft"-Spieler sichtbar verkleinert. Das bedeutet, dass bereits ein vergleichsweise kurzer Zeitraum wie sechs Wochen ausreichend ist, damit ausgiebiges Gaming die Hirnstruktur verändert.

Da im betroffenen Hirnareal nicht nur die Emotionsregulation sitzt, sondern der Bereich auch bei Entscheidungsprozessen aktiviert wird, vermuten die Forscher ferner, dass übermäßiges Spielen auf Dauer die Entscheidungs­findung im Alltag beeinträchtigen könnte. Das wäre ein Erklärungsansatz für das Entstehen einer Spielesucht.