Das Klischee vom Mann, der immer kann

Von Katharina Cichosch
22. September 2014

Nicht nur Frauen sind von geschlechtsspezifischen Vorurteilen betroffen. Auch Männern werden oft Tatsachen unterstellt, die sich so einfach nicht halten lassen. Wie zum Beispiel jene, dass ER einfach immer können muss - und sogar will!

Druck als Grund für noch weniger Lust

Die Folgen solch plumper, aber leider weit verbreiteter Klischees, sind schwerwiegend: Sie fühlt sich zurückgestoßen, wenn er nicht mit ihr ins Bett möchte. Und Er fühlt sich unnötig unter Druck gesetzt, was die Situation langfristig oft sogar noch verschlimmert und zu immer weniger Lust führt.

Dabei belegen Studien, dass das Klischee vom immer potenten und willigen Mann längst ins Reich der Mythen gehört. Zwar könnte man argumentieren, dass Männer biologisch bedingt eventuell öfter an Sex denken als Frauen. Auch dieser Tatbestand ist jedoch nicht so ohne weiteres auf ein gesamtes Geschlecht zu übertragen- vom Nutzen, derartige Pauschalaussagen zu verbreiten, einmal ganz abgesehen.

Sexspielzeug als Mittel zum Zweck?

Nein, ein Mann ist ein individuell fühlendes Wesen, wie es jede Frau auch selbstverständlich für sich behaupten würde. Vorwürfe, sowohl gegen ihn als auch gegen sich selbst, sind daher absolut kontraproduktiv. Und: Vergessen Sie ausgefallenes Sexspielzeug, das bei akuter Unlust in den meisten Fällen eher das Gegenteil bewirkt!

Einige Experten empfehlen sogar, eine zunehmende Unlust erst einmal überhaupt nicht zu kommentieren - schließlich ist es normal, dass Mann nicht immer kann! Wieso sollte man ihn also auf ein solches Rollenbild festlegen und somit in Bedrängnis bringen? Erst, wenn die partnerschaftliche Unlust am Sex immer weiter zunimmt, ist Klärungsbedarf angesagt.

Verständnis statt Angriff

Ein ruhiges Gespräch ohne Vorwürfe, aber mit Verständnis ist immer eine gute Sache. Manchmal hilft es auch schon, die Situation zu entkrampfen, indem man Sex wieder zu dem macht, was es ist - die schönste Nebensache der Welt. Auslöser für eine Flaute im Bett sind möglichweise:

Versuchen Sie also beide, einfach einmal alle Sorgen links liegen zu lassen. Gibt man sich ganz diesem intimen Moment hin, klappt es oft wesentlich besser.

Sexuelle Unlust durch psychische Probleme

Manchmal liegen die Ursachen für die (im Übrigen nicht nur männliche) Unlust aber auch tiefer. Psychische Beschwerdebilder können lange unentdeckt bleiben, gerade weil Männer noch immer seltener hierüber reden als Frauen.

Wenn Sie einen Verdacht haben, dass die Unlust sich auch auf weitere Bereiche des Lebens ausweitet, gehen Sie vor wie oben beschrieben. Ein zwangloses Gespräch wirkt oft wahre Wunder, um den Knoten zum Platzen zu bringen. Wenn dann zusätzliche Hilfe von außen nötig ist, sollte sich keiner von beiden scheuen, diese in Anspruch zu nehmen.