Das Sehen durch Kinderaugen: Das Sehvermögen entwickelt sich erst nach der Geburt
Der Sehsinn von Kindern braucht seine Zeit, bis er ausgereift ist
Anders als bei vielen anderen Säugetieren kommen menschliche Babys bereits mit offenen Augen zur Welt. Allerdings bedeutet dieser Fakt nicht, dass sich das Sehvermögen zu diesem Zeitpunkt schon fertig entwickelt hat.
Tatsächlich sieht ein Neugeborenes die Welt um sich herum noch sehr verschwommen. Der Sehsinn benötigt einige Zeit nach der Geburt, um sich fertig auszubilden und alle Bilder "auf scharf" zu stellen.
Sehnerv reift gemeinsam mit Gehirn
Der aktuelle Wissensstand der Medizin geht davon aus, dass Babys am Tag der Geburt über ein Sehvermögen von gerade einmal einem Prozent verfügen. Sie sind also nahezu blind. Gemeinsam mit der rasanten Entwicklung des Gehirns reift aber auch der Sehnerv, sodass spätestens beim Eintritt in die Grundschule gesunde Kinder eine Sehstärke von 100 Prozent besitzen.
Bevor das Babygehirn die optischen Reize verarbeiten kann, braucht es das scharfe Sehen nicht
Warum das Sehen seine Zeit benötigt, erklären Mediziner gemeinsam mit der Gehirnentwicklung. Die optischen Reize aus unserer menschlichen Umwelt sind enorm. In jeder Sekunde strömen unzählige Informationen auf uns ein.
Für Kleinkinder ist diese Flut unmöglich zu verarbeiten. Parallel zur Gehirnentwicklung reift der Sehnerv und leitet die optischen Informationen an die entsprechenden Hirnbereiche weiter. Bevor das kleine Gehirn diese Daten nicht verarbeiten kann, braucht es das scharfe Sehen noch nicht.
Blickkontakt in die Augen zeigt den ersten Entwicklungssprung an
Den ersten Entwicklungssprung der Sehkraft stellt man im zweiten bis dritten Lebensmonat fest, wenn Babys ihre Eltern zum ersten Mal fixieren. Der Blickkontakt in die Augen zeigt, dass sie die Bilder vor sich nun "auf scharf" stellen können.
Auf diesem Hintergrundwissen basierend sollte man auch nicht zu früh beginnen, den Kindern eine Brille zu geben. Nur wenn sich beim Kinderarzt eine Erkrankung wie Schielen zeigt, muss zeitnah gehandelt werden. Eltern sollten daher die Frühuntersuchungen der Kleinen gewissenhaft wahrnehmen und Auffälligkeiten wie Augenzittern beim Arzt ansprechen.