Der allgegenwärtige Medienkonsum könnte ADHS bei Jugendlichen fördern

Studienteilnehmer mit hohem Medienkonsum hatten erhöhtes ADHS-Risiko

Von Cornelia Scherpe
2. August 2018

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS, belastet betroffene Kinder und ihre Eltern gleichermaßen. Die Reize der Umwelt können nicht richtig gefiltert werden und so erfolgt eine ständige Ablenkung. Wer in sich geht und über die heutige Nutzung digitaler Medien nachdenkt, kommt schnell zu dem Schluss, dass durch soziale Netzwerke der Input an Reizen heute größer denn je ist. Beständig wollen Nachrichten beantwortet sowie Fotos und Videos kommentiert werden.

Was bereits Erwachsene im Alltag ablenken kann, ist für Jugendliche ein noch schwierigerer Zeitkiller. Die Heranwachsenden definieren sich über ihre sozialen Gruppen und fühlen sich beständig im Reaktionszwang. Das legt natürlich den Gedanken nahe, dass ADHS-Patienten in digitalen Reizen gerade versinken und bei Risikopersonen ADHS gefördert wird. Zwar gibt es bereits Studien, die sich mit der Mediennutzung Betroffener beschäftigen, doch es fehlen Untersuchungen dazu, ob die Nutzung ADHS fördert.

Die Studie

Diese Lücke schließt eine Studie aus den USA. An zehn Schulen wurden 2.587 Jugendliche der 10. Klasse mittels Fragebögen zu ihrem Medienkonsum befragt. Ein weiterer Bogen klärte, welche Symptome von ADHS die Kinder zeigten. Die Studie wurde über zwei Jahre fortgeführt, sodass die Entwicklung bis zum Ende der 11. Klasse verfolgt werden konnte. Die Forscher wollten wissen, bei welchen Jugendlichen ohne ADHS-Symptome zu Beginn sich im Laufe der Zeit ein ADHS-Risiko abzeichnete.

Das Ergebnis

Bei den Jungen und Mädchen, die nur selten in sozialen Netzwerken unterwegs waren, lag das Risiko bei gerade einmal 4,6 Prozent. Wer sieben der 14 genannten Medien intensiv nutzte, kam bereits auf 9,5 Prozent. 51 Kinder waren auf allen 14 Plattformen sehr aktiv und ihr Risiko war mit 10,5 Prozent auch am höchsten.

Die Studie sieht also einen klaren Zusammenhang, sie ist jedoch kein Beweis dafür, dass Mediennutzung zu ADHS führen kann. Die Beobachtung kann auch bedeuten, dass bislang unbekannte ADHS-Fälle vor allem durch die Nutzung sozialer Plattformen auffallen. Die Betroffenen suchen beständig Ablenkung und finden diese dort.