Der Hefepilz Candida auris tötet immer mehr Menschen - auch in Deutschland

Tödlicher Erreger - Viele Arztpraxen und Labore sind auf die Verbreitung von Candida auris nicht vorbereitet

Von Cornelia Scherpe
28. September 2017

Hefepilze sind in der Lebensmittelindustrie wichtig und besiedeln als harmlose Bewohner auch den menschlichen Körper. Doch genauso wie es bei Bakterien die "guten" Helfer im Darm und die "bösen" Krankheitserreger gibt, sind manche Hefepilze für die Gesundheit eine Gefahr. Zu diesen gehört Candida auris.

In Indien, den USA und Großbritannien sowie in Deutschland ist 2017 die Zahl der Erkrankungen angestiegen. Die Infektion verläuft in vielen Fällen tödlich. Candida auris wurde erst 2009 überhaupt entdeckt. Damals trat er nur in Asien auf, verbreite sich aber rasch über die ganze Welt.

Er besiedelt mit Vorliebe die Ohren oder Atemwege, kann allerdings auch über Wunden direkt in die Blutbahn übergehen. Ist er einmal im Körper, wird er vor allem für Menschen mit schwachem Immunsystem sowie für Frühchen zur Gefahr. In beiden Fällen kann das Immunsystem die rasante Vermehrung der Pilze nicht kontrollieren und es kann zur Infektion mehrerer Organe kommen.

Bei gesundem Immunsystem keine schweren Verläufe zu befürchten

Bei Frühgeburten beobachtet man immer häufiger ein Multiorganversagen noch auf der Frühchenstation. Bekannt sind inzwischen auch Fälle, in denen Diabetiker einen schweren Verlauf erlebten und damit ebenfalls zur Risikogruppe zählen. Global gesehen sterben von allen Infizierten 40 bis 60 Prozent, was den Pilz zu einem tödlichen Erreger macht.

Viele Ärzte geben allerdings eine teilweise Entwarnung: gesunde Menschen mit einem normalen Immunsystem müssen meist keine schweren Verläufe fürchten. Dennoch muss auf die steigende Zahl der Krankheitsfälle reagiert werden. Viele Arztpraxen und Labore sind noch nicht auf das Erkennen des Pilzes Candida auris vorbereitet.

Es fehlt zum einen das Wissen um die Existenz des Erregers und zum anderen die wissenschaftlichen Methoden zum Nachweis. Eine Meldepflicht über Erkrankungen fehlt bislang ebenfalls. Ein weiterer Punkt, an dem gearbeitet werden muss: die passende Therapie nach der Diagnose. Candida auris hat sich in ersten Studien als äußerst resistent gegen viele Wirkstoffe herausgestellt.