Der weibliche Zyklus und das Gedächtnis: Östrogen beeinflusst offenbar den Hippocampus
Nimmt die Östrogenmenge im Organismus zu, so steigt auch der FA-Wert der weiblichen Gedächtnisregion
Der natürliche Zyklus einer Frau geht mit Hormonschwankungen einher. Welche Auswirkungen diese Bewegungen im Hormonhaushalt haben, wird schon länger erforscht. Nun haben Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen dem Östrogenlevel und dem Hippocampus gefunden. Da diese Hirnregion der Sitz des Gedächtnisses ist, könnte der weibliche Zyklus einen direkten Einfluss auf das Gedächtniszentrum haben.
Studie der DWI-Sequenz
In Tierstudien wurde deutlich, das weibliche Mäuse eine Vergrößerung des Hippocampus erfahren, wenn der natürliche Zyklus gerade ein Plus an Östrogenen produziert. Sind viele der weiblichen Geschlechtshormone im Körper präsent, steigt die Zahl an neuen Synapsen in der Gedächtnisregion. Ermittelt hat man dies durch Biopsien, also die Entnahme von lebendem Gewebe.
Bei Menschen ist es nicht erlaubt, eine Biopsie bei Gesunden durchzuführen. Um dennoch zu untersuchen, ob der weibliche Zyklus auf den Hippocampus wirkt, arbeiteten die Forscher am Max-Planck-Institut mit einer Freiwilligen zusammen. Die Frau ließ über zwei Monate hinweg die sogenannte DWI-Sequenz bei sich bestimmen.
Das Kürzel steht für "diffusion weighted imaging" und gehört zu den medizinischen Messverfahren. Im Kernspintomograph werden die Schnittbilder eines Organs erstellt, indem die Diffusion der Wassermoleküle gemessen wird. Je mehr Diffusion stattfindet, desto dunkler wird das MRT-Bild an dieser Stelle.
Zyklusbedingte Schwankungen des FA-Werts
Im Gehirn verhindern natürliche Membranen die freie Diffusion. Je stabiler eine Hirnregion ist, desto weniger Diffusion findet statt und desto heller ist entsprechend das Schnittbild. Der Arzt spricht von der "fraktionalen Anisotropie" (kurz FA) und kann durch den FA-Wert angeben, wie groß eine Hirnregion zum Zeitpunkt der Bildaufnahme ist.
Bei der jungen Frau zeigten sich zyklusbedingte Schwankungen des FA-Werts. Der Wert stieg immer dann, wenn auch die Östrogenmenge im Organismus zunahm. Das bedeutet, dass ebenso wie im Mausexperiment der Hippocampus vom weiblichen Zyklus beeinflusst wird. Am größten war die Gedächtnisregion dann, wenn die Frau gerade ihren Eisprung hatte.
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Quelle
- http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/70850/Oestrogen-Weiblicher-Zyklus-beeinflusst-Groesse-des-Hippocampus Abgerufen am 20. Oktober 2016