Das Hirnareal Hippocampus ist mehr als nur der Gedächtnisspeicher

Je aktiver die Hirnregion arbeitet, desto besser können Menschen Konflikte und Widersprüche lösen

Von Cornelia Scherpe
27. August 2015

Beim Menschen befindet sich in den Schläfenlappen der sogenannte Hippocampus. Dieses Hirnareal wurde in der Hirnforschung schon öfter untersucht und ist als Sitz des Langzeitgedächtnisses bekannt. Eine aktuelle Studie hat nun jedoch herausgefunden, dass der Hippocampus noch viel mehr kann.

Hippocampus als Konfliktlöser

Er ist an der Lösung von Konflikten beteiligt. Mit Konflikten meinen die Forscher in diesem Fall Widersprüchlichkeiten der Wahrnehmung und Handlung. Sieht ein Mensch beispielsweise eine grüne Fußgängerampel, weiß er aus Erfahrung, dass er die Straße überqueren darf. Kommt jedoch im gleichen Moment ein Auto in hoher Geschwindigkeit, wird der Betreffende zögern und bleibt im Idealfall einfach stehen.

Die Wahrnehmung von Widersprüchen

In ihrer Studie stellten die Forscher eine ungefährlich Situation des Widerspruchs her, indem sie den Teilnehmern Stimmen in hoher oder tiefer Stimmlage zeigten. Die Sprecher sagten dabei immer entweder "hoch" oder "tief".

Aufgabe der Probanden war es, unabhängig vom gehörten Wort die Stimmhöhe des Sprechers zu benennen. Sagte also eine Stimme mit hoher Stimme "tief" oder umgekehrt, löste das einen Widerspruch und damit einen Konflikt der Wahrnehmung aus.

Das Verarbeiten von Handlungskonflikten

Die Teilnehmer stimmten zu, ihre Hirnaktivität während des Tests messen zu lassen. Die Forscher konnten daher während des Versuchs sehen, wie der Hippocampus in den Konfliktsituationen aktiv wurde. Je schneller und fehlerfreier ein Proband antwortete, desto aktiver war das Areal.

Daraus leiten die Wissenschaftler ab, dass der Hippocampus aktiv wird, um Konflikte zu lösen und ein Mensch darin umso besser ist, je aktiver die Hirnregion arbeitet. Das Verarbeiten von Handlungskonflikten soll nun in weiteren Studien eingehender untersucht werden.