Die Cyber-Krankheit FOMO: die Angst, im Alltag weniger als andere zu erleben

Auf dem digitalen Nährboden der sozialen Netzwerke gedeiht ein besorgniserregender Zwang zur Selbstdarstellung

Von Cornelia Scherpe
25. November 2015

Die Abkürzung FOMO steht für "fear of missing out", also die Angst, etwas Spannendes zu verpassen. Tatsächlich ist diese soziale Angst keine Erfindung der digitalen Netzwerke, sondern schon lange in der Natur des Menschen verankert. Die Plattformen in Netz sorgen jedoch für eine 24-stündige Dauerbeschallung mit Informationen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis und das hat FOMO einen ganz neuen Nährboden gegeben.

Selbstzweifel und Konkurrenzdruck

Früher entstand das unschöne FOMO-Gefühl, wenn Freunde einen Abend mit ihren Urlaubsfotos veranstalteten. Die Bilder und Erzählungen wecken eine Mischung aus Neid und Minderwertigkeit, weil man selbst gern auf diese spannende Reise gegangen wäre. Bei manchen kommt dann die Angst auf, dass ihr Leben deutlich langweiliger ist und man im Leben so viel verpasst. Genau das ist FOMO.

Seit in sozialen Netzwerken in Echtzeit Urlaubsbilder ausgetauscht werden, der aktuelle Restaurantbesuch mitgeteilt wird etc., hat sich die Angst bei vielen verstärkt. Es wirkt, als würden alle anderen ein besseres Leben führen als man selbst. Es beginnt ein Karussell aus Selbstzweifeln und Konkurrenzdruck.

Das Erleben durch die Smartphonelinse

Viele mit FOMO beginnen, ihre privaten Ausflüge nur noch als Mittel zur Selbstdarstellung im Internet zu nutzen. Man genießt den Besuch im Freizeitpark nicht, denn beständig muss man das Smartphone in der Hand halten und den Bekannten zeigen, wie toll es ist.

stehen anstelle des Genießens.

Was kann man dagegen tun?

Der erste und zugleich wichtigste Schritt ist die Selbsterkenntnis. Man gesteht sich selbst ein, dass man offenbar das eigene Leben an den Posts anderer misst. Dieses Verhalten gilt es zu reflektieren und daraus Schlüsse zu ziehen. Eine Reaktion könnte sein, die Notifications einmal bewusst abzuschalten, damit man nicht permanent auf das Smartphone starrt. Auch denkbar ist eine teilweise Umgestaltung des eigenen Lebens.

  • Vielleicht verpasst man beispielsweise regelmäßig Partys, weil man sich selbst gestehen muss, kein Party-Gänger zu sein?
  • Vielleicht will man lieber Sport machen?

Dann sollte man zu sich stehen und einem Sportverein beitreten. Durch den realen Kontakt zu Menschen geht der Cyber-Druck automatisch zurück.