Die Evolution bringt nicht nur Vorteile

Von Katharina Cichosch
23. Mai 2012

Natürliche Selektion, ökologische Nischen, Standortvorteile: Das Grundvokabular der Evolution ist wohl den meisten Menschen inzwischen bekannt. Unter dem bekannten Motto "Survival of the fittest" können dem zu Folge im Laufe der Jahrtausende einzelne Merkmale und Eigenschaften besonders begünstigt werden, während andere sich als untauglich herausstellen.

Dass dieser Prozess nicht immer angenehm ausfallen muss für die betroffenen Menschen, erklärt Professor Daniel E. Liebermann von der Harvard University. Der US-Forscher beschäftigt sich mit den Vorteilen und auch Tücken der Evolution. Nur ein Beispiel von vielen: Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind heute weitverbreitet. Wobei letztere unter Umständen sogar der genetische Normalfall sein kann - dass ein Mensch Kuhmilch gut verdaut, ist nämlich einer Genmutation zu verdanken. In Mitteleuropa, wo der Milchkonsum vor einigen Jahrzehnten rasant zunahm, wurde dieses Gen für seinen Träger zum Selektionsvorteil.

Weitere Beispiele für die "Nebenwirkungen" der Evolution zeigen sich im Mund- und Kieferbereich: Bei vielen Menschen sind diese Knochen inzwischen nur noch sehr schwach ausgeprägt; ein wuchtiges Fleischstück wie unsere steinzeitlichen Vorfahren würde kaum noch einer bearbeiten können. Ähnlich verhält es sich mit der Knochensubstanz - auch die ist heute deutlich schlechter aufgestellt als bei Menschen, die einige Jahrtausende früher lebten.