Digitale Demenz ist ein Mythos

Keine Verkümmerung des Hirns durch Nutzung von Speichermedien

Von Cornelia Scherpe
5. Januar 2015

Immer wieder melden sich kritische Stimmen zu Wort, wenn Termine ins Handy gespeichert werden, Telefonnummern und Wegbeschreibungen ebenfalls den Griff zum Smartphone notwendig machen und Wissen über das Internet bezogen wird. Die Kritiker sprechen von "digitaler Demenz" und meinen damit, dass unser menschliches Gedächtnis verkümmert, wenn wir uns nur noch auf externe Speicher verlassen.

Doch dies ist nur ein Vorurteil und ein Mythos, wie wissenschaftliche Studien immer wieder zeigen. Die Merkfähigkeit verschlechtert sich nicht, eher ist das Gegenteil der Fall.

Eine aktuelle Studie legte Probanden zwei Listen mit Wörtern vor. Zunächst sollten alle Teilnehmer sich Liste A und danach Liste B anschauen. Im Anschuss daran fragte man zuerst die Liste B ab und dann Liste A. Wie zu erwarten gewesen war, konnten sich die Teilnehmer besser an Liste B erinnern, da die Wörter hier noch frischer im Gedächtnis waren.

Mehr Platz für das Wesentliche durch Speichermedien

In einem anderen Durchlauf bekamen die Teilnehmer nun die Chance, Liste A auf dem PC zu speichern und vor der Befragung noch einmal zu lesen. Der Effekt: Die Probanden erinnerten sich nun nicht nur besser an die zwei Mal gelesene Liste A, sondern auch an Liste B, obwohl Liste B weiterhin nur einmal gelesen werden durfte.

Es zeigte sich, was viele Wissenschaftler betonen: indem man Wissen auf digitale Speicher wie den PC auslagert, wird im Kopf mehr Platz geschaffen. Der Mensch lernt also besser, da das Gehirn mehr Freiraum für das Wesentliche bekommt.

Daher empfehlen viele Neurologen, Daten wie Telefonnummern, Adressen, Termine und co. ruhig extern zu speichern und sich Platz für das zu schaffen, was man sich wirklich merken will. In einer immer komplexer werdenden Welt ist es wichtig und normal, Speichermedien zu nutzen.