Drei auf einen Streich? Neuer Wirkstoff bekämpft mehrere Tropenkrankheiten

Getestetes Mittel entzieht Krankheitsüberträgern einen lebensnotwendigen Zellbestandteil

Von Cornelia Scherpe
19. August 2016

Es gibt Infektionskrankheiten, die vor allem in den Tropen ein Problem sind. Die Umweltbedingungen vor Ort erleichtern es Parasiten, den Menschen zu infizieren und damit Krankheiten zu triggern. Drei vergleichsweise unbekannte Leiden sind:

  1. Leishmaniose,
  2. die Chagas-Krankheit und
  3. Trypanosomiasis (umgangssprachlich "Schlafkrankheit").

Gegen alle drei gibt es bisher kein gutes Heilmittel. Forscher haben bei der Suche nach Wirkstoffen gegen Tropenkrankheiten nun jedoch ein Mittel gefunden, das bei allen Genannten helfen könnte.

Krankheitsbilder im Portrait

Die Leishmaniose wird durch Parasiten übertragen, die Sandmücken als Zwischenwirte nutzen und beim Blutsaugen auf den Menschen übergehen. Nach der Infektion kommt es zu Geschwüren und Schäden am Knochenmark.

Die Chagas-Krankheit wird durch Parasiten übertragen, die in Raubwanzen leben und in deren Kot gelangen. Beißt eine solche Wanze den Menschen, gelangen Kotpartikel auf die Haut und werden beim Kratzen des juckenden Einstichs in den Körper übertragen. Die Infektion führt erst zu grippeartigen Symptomen und danach zu Lähmungen des Magen-Darm-Traktes.

Die Trypanosomiasis führt zunächst ebenfalls zu Grippe-Symptomen, dann zu Störungen im Nervensystem und zuletzt zu komatösen Zuständen, was ihr den Beinamen Schlafkrankheit brachte.

Krankheitsüberträger im Visier

Doch was haben diese so unterschiedlichen Infektionen gemeinsam? Die Gemeinsamkeit besteht in der Tatsache, dass alle drei Leiden durch Parasiten ausgelöst werden, die über ein Kinetoplast verfügen. Das Kinetoplast ist eine Form der Mitochondrien, also ein Zellbestandteil, das Zellen mit Energie versorgt.

Der entwickelte Wirkstoff greift das Kinetoplast an und da es lebensnotwendig für alle drei Parasiten ist, sterben sie durch den Angriff ab. Getestet wurde der neue Wirkstoff bereits im Tierversuch. Verschiedene Gruppen von Mäusen waren erst mit einem der Erreger infiziert und dann mit dem Wirkstoff behandelt worden. Bei allen drei Krankheiten sprachen die Tiere auf das Mittel an.