Durch Krebs in die Armut

Bösartige Tumore sind nicht nur eine seelische Belastung, sondern oft auch eine finanzielle

Von Cornelia Scherpe
2. Februar 2016

Die Diagnose Krebs ist für Betroffene und alle Angehörigen ein Schlag, der verdaut werden muss. Viele Formen der bösartigen Zellmutationen kann die moderne Medizin zwar inzwischen therapieren und teilweise sogar heilen. Vielen Patienten bleiben so wertvolle Jahre an Lebenszeit.

Zuzahlungen der Patienten

Doch für den Kampf gegen den Krebs benötigen die Betroffenen nicht nur seelische Stärke, sondern müssen für die Behandlung je nach Krankenkasse diverse Zuzahlungen leisten. Auch komplett selbst zu tragende Eigenleistungen entstehen, wenn beispielsweise Taxifahrten zu ambulanten Terminen im Krankenhaus notwendig werden.

Die Kassen übernehmen diese Fahrten in der Regel nicht. Über die Dauer der Krebsbehandlung können so hohe Summen zusammen kommen.

Einschnitte in den Einnahmen

Zusätzlich entstehen bei vielen Patienten deutliche Einschnitte bei den Einnahmen. Wer vor dem Krebs berufstätig war, bekommt nach dem Gesetz nur für die ersten sechs Wochen der Krankschreibung das komplette Gehalt, beziehungsweise den Lohn über den Arbeitgeber.

Danach erfolgt die Versorgung über Krankengeld und dieses liegt gesetzlich festgeschrieben bei 68 Prozent des letzten Nettoeinkommens. Für einen Patienten mit 2.600 Euro netto bedeutet das ab Woche 7 also nur noch rund 1.800 Euro.

Mit der Rente sinkt das Einkommen noch weiter

Die meisten Krankenkassen fordern die Krebspatienten zudem auf, zeitnah

  • eine Reha zu beginnen, oder
  • eine Rente zu beantragen.

Erfolgt dies nicht, kann die Kasse nach Paragraf 51 SGB V auch das Krankengeld entfallen lassen. Meist sinkt das monatliche Einkommen als Rente dann noch weiter und siedelt sich beim hier aufgeführten Beispiel bei nur noch circa 1.000 Euro netto an.

Ist es der Hauptverdiener einer Familie, der durch den Krebs nicht mehr arbeiten kann, droht demnach eine Familie in die Armut abzurutschen. Zwar gibt es zu diesen ökonomischen Folgen der Krebsdiagnose bisher keine Studie, doch in Heidelberg sammelt das dortige "Nationale Centrum für Tumorerkrankungen" (kurz NCT) schon länger Fälle, in denen genau diese sozialen Notsituationen entstanden sind.