Ehrenmorde und Zerissenheit - Feo Aladags Debütfilm "Die Fremde"

Von Thorsten Hoborn
22. März 2010

"Die Fremde" ist ein dramatisches Familienportrait, welches das Thema "Ehrenmord" in der islamischen Kultur aufgreift. Es zeigt die herrschenden Zwänge und Konflikte in einer patriarchalisch geprägten Gesellschaft, ohne zu pauschalisieren. Durch den Umgang mit den beiden Sprachen Deutsch und Türkisch, schafft die Regisseurin Feo Aladag in ihrem Debüt große Authentizität und beweist, dass es in einem Kampf um Ehre nur Verlierer geben kann.

Die von Sibel Kekilli gespielte Deutsch-Türkin Umay flüchtet aus ihrer unglücklichen Ehe mit ihrem Sohn Cem von Istanbul nach Berlin zu ihren Eltern. Doch diese entscheiden, den Jungen zurück zu seinem Vater zu schicken. Als Umay sich wiedersetzt, entschließen sich ihr Vater und ihre Brüder, sie zu töten, um die "Familienehre" wiederherzustellen.

Ehrenverbrechen und Zwangsheiraten sind längst keine internen, sozio-kulturellen Angelegenheiten einer parallelen Gesellschaft mehr. Der Film ist weit mehr als eine deutsch-türkische Migrantengeschichte. Er enthüllt verkrustete Strukturen und zeigt kulturell zerrissene Charaktere ohne moralisch zu verurteilen.