Ein Eisbad fürs Seelenheil

Zu Ehren der Taufe Jesu springen die Russen zu Epiphanias in vereiste Gewässer

Von Ingo Krüger
21. Januar 2011

Mitten im Winter herrscht ein reges Treiben an den Ufern vieler Flüsse und Seen in Russland. Jedes Jahr zu Epiphanias am 19. Januar springen Millionen orthodoxer Christen in eiskalte Fluten, um ihre Seele zu reinigen. Allein in der russischen Hauptstadt begehen über 300.000 Moskauer das religiöse Ritual, das zurückgeht auf die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer im Fluss Jordan.

Ein gefährliches Glaubens-Ritual

Doch das Eisbad ist nicht ohne Risiko. In Israel herrschen im Januar zwar gemäßigte Temperaturen, in Russland dagegen ist um diese Zeit scharfer Frost an der Tagesordnung, den die Russen in Anspielung auf den Feiertag Täuferfrost nennen. Daher besteht die russisch-orthodoxe Kirche auch nicht auf die Tradition. Menschen mit Herzproblemen rät sie sogar dringend ab. Die meisten Gläubigen befolgen diesen Ratschlag und beschränken sich zu Epiphanias auf ein Gebet.

Um zu verhindern, dass sich Gläubige beim Eisbaden verkühlen, bieten die Behörden in Moskau an fast allen Badestellen heiße Getränke zum Aufwärmen an. Krankenwagen, Miliz und Polizei sind ebenfalls vor Ort. Nicht alle Russen belassen es jedoch bei einem heißen Tee, sie bevorzugen einen kräftigen Schluck Wodka zum Aufwärmen.