Eltern erziehen Kinder zu kleinen Narzissten

Ein gesundes Selbstwertgefühl entsteht durch realistische Wertschätzung und Wärme

Von Dörte Rösler
11. März 2015

Du bist etwas Besonderes - mit Sätzen wie diesem erziehen Eltern ihren Nachwuchs zu Narzissten. Laut einer aktuellen niederländischen Studie ist Selbstverliebtheit damit ein hausgemachtes Problem.

Realistische Wertschätzung und Wärme

Je übertriebener Eltern ihr Kind loben und seine Außergewöhnlichkeit betonen, desto problematischer wird sein Charakter. Für ein gesundes Selbstwertgefühl brauchen Kinder elterliche Wärme und realistische Wertschätzung.

Für ihre Untersuchung befragten die Wissenschaftler insgesamt 565 Kinder sowie deren Eltern. Das Alter der kindlichen Teilnehmer lag zwischen sieben und elf Jahren - die Lebensphase, in der sich narzisstische Eigenschaften herausbilden. Um zu beurteilen, wie sich narzisstische Tendenzen entwickeln, wurden die Probanden innerhalb von zwei Jahren vier mal befragt.

Gefühlskälte oder Überhöhung?

Narzissten scheinen nach außen charmant und selbstsicher. Dahinter steckt jedoch kein stabiles Selbstwertgefühl. Sie glauben, sie seien besser als andere. Das Einfühlungsvermögen ist bei narzisstischen Menschen nur schwach ausgeprägt, und sie reagieren empfindlich auf Kritik.

Woher diese problematischen Eigenschaften kommen, war bisher jedoch umstritten. Liegt es an der elterlichen Gefühlskälte - oder an der Überbewertung des Kindes?

Die Auswertung der niederländischen Daten ergibt: der Mangel an Wärme wirkt sich zwar auch negativ auf das Selbstwertgefühl des Kindes aus, er fördert aber nicht den Narzissmus.

Elterliche Überbewertung begünstigt dagegen die Entwicklung einer narzisstischen Persönlichkeit. Eltern sollten ihren Kindern also nicht vermitteln, dass sie besser seien als andere.