Erstsemester stürmen die Universitäten

Der Ansturm der Erstsemester an die Universitäten stellt diese vor besonderen Herausforderungen

Von Ingo Krüger
23. August 2011

In diesem Jahr gibt es in Deutschland besonders viele Studienanfänger. An den Universitäten und Fachhochschulen stieg die Zahl der Bewerbungen um 20 bis 50 Prozent. Das liegt an der Aussetzung der Wehrpflicht, den geburtenstarken Jahrgängen sowie dem doppelten Abiturjahrgang in Bayern und Niedersachsen.

Numerus Clausus als Kriterium für die Studienplatzvergabe

Experten rechnen mit bis zu einer halben Million Menschen, die zum Wintersemester 2011 ein Studium beginnen möchten. Um diesen Ansturm bewältigen zu können, haben zahlreiche Hochschulen einen Numerus clausus (NC) verhängt. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa in den Bundesländern.

So gibt es an der Universität Bremen praktisch in allen Fächern einen NC. An der Technischen Universität Berlin sind alle Studiengänge im 1. Fachsemester mit einem Numerus clausus belegt. Auch an der Freien Universität in der Hauptstadt ist es nicht einfacher, einen Studienplatz zu ergattern. Dort sind lediglich die Bachelor-Studiengänge Mathematik und Physik NC-frei.

Doch die Hochschulen wissen noch nicht, was auf sie zukommt. So erklärte die Sprecherin der Universität Heidelberg, Marietta Fuhrmann-Koch, dass sie noch gar nicht wisse, wie viele Erstsemester sie wirklich an ihrer Uni unterbringen müsse. Es sei, so Fuhrmann-Koch, gewissermaßen eine Operation am lebenden Patienten.

E-Learning und spezielle Orte gegen überfüllte Hörsäle

Wer einen Studienplatz erhält, muss sich auf abenteuerliche Studienbedingungen gefasst machen. In Hessen sollen Vorlesungen und Seminare auch am späten Abend und am Wochenende stattfinden. Da an den Universitäten nicht genügend Räume zur Verfügung stehen, sollen Veranstaltungen auch in Kinos und Stadthallen durchgeführt werden. Andere Hochschulen setzen verstärkt auf das sogenannte E-Learning. Vorlesungen werden auf Video aufgezeichnet und sind im Internet abrufbar.

Einfacher ist es, in den neuen Bundesländern ein Studium zu beginnen. Dort gehen die meisten Verantwortlichen von sinkenden Bewerberzahlen aus der eigenen Region aus. Peter Fitschen, Sprecher der Universität Greifswald, gab zu, dass der demografische Wandel in Mecklenburg-Vorpommern durch externe Bewerber ausgeglichen werden müsse.