Extreme Frühchen: Überlebenschancen ohne Folgeschäden steigen

Technische Fortschritte - Frühgeburten zwischen der 22. und 24. Schwangerschaftswoche mit Aussicht auf Genesung

Von Cornelia Scherpe
1. März 2017

Muss ein Ungeborenes vor dem Ende der neun Monate auf die Welt geholt werden, hängt es stark vom Entwicklungsstand des Kindes ab, wie groß die Überlebenschancen sind. Selbst die moderne Medizin stößt bei extremen Frühchen (noch) an ihre Grenzen, denn die Lebens- und Entwicklungsbedingungen im Uterus lassen sich nicht so leicht nachstellen.

Dennoch macht die technische Entwicklung immer weitere Fortschritte. War eine Entbindung in der 22. bis 24. Schwangerschaftswoche lange Zeit das sichere Todesurteil, überlebt inzwischen eines von drei Frühchen.

Zahl der Behinderungen steigt nicht weiter an

Das Überleben allein ist jedoch nicht alles, denn Ärzte und Eltern müssen bangen, ob das Kind Folgeschäden geistiger und/oder körperlicher Art haben wird. Eine aktuelle Studie zeigt: Obwohl immer mehr extreme Frühchen gerettet werden können, ist die Zahl der Behinderungen nicht gestiegen. Das bedeutet, immer mehr Kinder überleben ohne die befürchteten Folgeschäden.

Die Studie sah sich die Situation von Frühchen in elf verschiedenen Medizinzentren an. Alle galten als akademische Hochburgen und besaßen sowohl technisch das neuste Equipment als auch fachlich ein sehr gut ausgebildetes Personal.

Analysiert wurden die Daten von 4.274 Frühchen, die zwischen den Jahren 2000 und 2011 lebend zur Welt gebracht werden konnten. Sie hatten sich alle erst in der 22. bis maximal 24. Woche befunden. Im Vergleich zu den Jahren 2000 bis 2003 stieg die Überlebensrate 2008 bis 2011 von 30 Prozent auf 36 Prozent.

Geringe Verbesserung, deutlicher Trend

Die Forscher sahen sich dann an, wie viele Kinder ohne Behinderungen aus dem Krankenhaus entlassen wurden: Das waren in den ersten drei Beobachtungsjahren nur 16 Prozent, in den letzten Jahren dagegen 20 Prozent. Die Verbesserung ist zwar insgesamt gering, zeigt aber einen deutlichen Trend.

Immer mehr extremen Frühchen kann das Leben dauerhaft geschenkt werden und immer mehr starten nach der Intensivbetreuung in einen normalen Alltag. Die Studie verweist aber auch auf die Einzelauswertung: Demnach überleben weiterhin nur ein Prozent der Kinder ohne Störungen, wenn sie in der 22. Schwangerschaftswoche geholt werden müssen.

In der 23. Woche stieg die Zahl von sieben auf 13 Prozent. Frühchen der 24. Woche kommen auf 32 statt 28 Prozent.