Frühchen profitieren von Muttermilch: das Gehirn wächst schneller

Studie macht deutlich, welch immensen Effekt die Ernährung auf die Entwicklung der kleinen Organismen hat

Von Cornelia Scherpe
6. Mai 2016

Immer wieder kommt es vor, dass Kinder vor dem berechneten Termin zur Welt kommen. Die Ursachen können ganz verschieden sein, doch eines haben diese Frühchen gemeinsam: Ihr Organismus ist noch nicht so weit entwickelt, wie er es bei einem Neugeborenen sein sollte. Dies kann schnell zur Lebensgefahr werden und erfordert eine intensive Betreuung auf der Frühchenstation.

Dabei können die extremen Frühchen selten die Brust bekommen, da der Saug-Schluck-Vorgang für sie noch nicht möglich ist. Sie erhalten daher statt Muttermilch alle wichtigen Nährstoffe über eine Magensonde. Wie wichtig jedoch der Konsum von Muttermilch für die kleinen Körper ist, zeigt eine aktuelle Studie.

Ersatznahrung und Muttermilch im Vergleich

Die Ärzte betreuten 77 Frühchen, die im Schnitt bereits in der 27. Schwangerschaftswoche auf die Welt geholt wurden. Sie waren entsprechend noch zu schwach, um normal gesäugt zu werden.

Für die Studie machte man sich jedoch die Mühe, die Muttermilch abzupumpen und der Ersatznahrung beizumischen. Auf diese Weise bestand die verabreichte Nahrung zu mindestens 50 Prozent aus Muttermilch. Wie lange die Kinder die Mischnahrung bekamen, war unterschiedlich und wurde bei jedem Frühchen streng protokolliert.

Abpumpen lohnt sich

Um am Ende zu sehen, welchen Effekt die Ernährung auf die Entwicklung der kleinen Organismen hatte, überprüften die Ärzte den körperlichen Zustand der Kinder mittels Kernspintomographie. Die Untersuchung wurde so angelegt, dass sie zum Zeitpunkt des eigentlich normalen Geburtstermins durchgeführt wurde. Es zeigte sich, dass die Muttermilch einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der kindlichen Gehirne gehabt hatte.

Je länger das Frühchen die abgepumpte Milch bekommen hatte, desto schneller hatte sich das Hirn entwickelt. Das Gewebevolumen war zum Zeitpunkt des eigentlichen Geburtstermins nahezu normal, wenn lange Muttermilch der künstlichen Ernährung beigemischt worden war. Die Ärzte sind sich daher sicher, dass sich der Mehraufwand des Abpumpens lohnt und künftig vermehrt zum Einsatz kommen sollte.