Fehlende Anerkennung vom Chef kann Arbeitnehmer krank machen

Auf Rang vier der häufigsten Gründe für Krankmeldungen stehen psychische Erkrankungen

Von Jana Treber
22. August 2011

Wie eine Studie herausfand, melden sich immer mehr Arbeitnehmer in Deutschland krank aufgrund psychischer Leiden. Das Wissenschaftliche Institut der AOK (Wido) hat für die Studie die Krankheitsdaten von rund zehn Millionen erwerbstätigen AOK-Versicherten ausgewertet. Dabei wurde herausgefunden, dass Stress, Überlastung, aber auch fehlendes Lob vom Chef krank machen kann.

Im letzten Jahr waren es 9,3 Prozent aller Fehltage, die auf seelischen Störungen basierten. Bisher lag der Höchststand im Jahr 2008 bei 8,6 Prozent. Wenn man die Fehltage wegen psychischer Gründe mit dem Jahr 1994 vergleicht, haben sich die Arbeitsausfallzeiten sogar mehr als verdoppelt.

Fehlen von Lob und Anerkennung ist auch für das Unternehmens nicht gut

Wido fand bei der Studie heraus, dass es mehr als 54 Prozent der Arbeitnehmer sind, die selten oder nie von ihrem Chef gelobt werden. Wie der Wido-Geschäftsführer Helmut Schröder erklärt, ist das weder für das Wohlbefinden des Arbeitnehmers noch für den Erfolg des Unternehmens gut. Fehlende Anerkennung führe dazu, dass sich die Mitarbeiter nicht mit dem Unternehmen identifizieren. Mehr Lob führe außerdem zu weniger gesundheitlichen Beschwerden.

Doch auch die Führungskräfte stehen unter Druck. So waren im Jahr 2010 Führungskräfte durchschnittlich nur an 4,8 Tagen krankgemeldet. Eigentlich hätten sie aber an 8,3 Tagen ins Bett gehört, schleppten sich aber dennoch ins Büro.

Der häufigste Grund für Krankschreibungen waren Rückenschmerzen

Ein durchschnittliches Mitglied der AOK war im Jahr 2010 17,6 Tage krank. Das bedeutet: 0,3 Tage länger als im Jahr 2009. Mit 24,2 Prozent entfielen die meisten Krankheitstage auf Muskel- und Skeletterkrankungen. Meist waren es Rückenschmerzen, die zur Krankschreibung führten. Auf den Rängen zwei und drei kamen mit 12,9 Prozent akute Verletzungen und mit 12 Prozent Erkrankungen der Atemwege. Auf Rang vier folgten die psychischen Erkrankungen.

Diese sind besonders langwierig, wie Wido-Geschäftsführer Schröder erklärt. Denn sie verursachen im Jahr bis zu 23 Fehltage. Damit sind das sind längsten Ausfallzeiten. Patienten mit Atemwegserkrankungen hingegen blieben nur durchschnittlich 6,4 Tage krank zu Hause.

Auch innerhalb der Berufsgruppen fallen die Fehlzeiten je nach körperlicher Beanspruchung sehr unterschiedlich aus. Angestellte der Müllabfuhr beispielsweise fallen im Jahr rund 30 Tage aus, bei Hochschullehrern sind es 4,8 Tage.