Fetales Alkoholsyndrom: Wie Alkohol in der Schwangerschaft das Leben der Kinder für immer verändert

Auch ein geringer Alkoholkonsum in der Schwangerschaft kann beim ungeborenen Kind zu einer Entwicklungsstörung führen

Von Cornelia Scherpe
15. September 2015

Alle Schwangeren bekommen es im Freundes- und Familienkreis gesagt und auch der Frauenarzt betont es immer wieder: Während der Schwangerschaft sollte jeder Alkoholkonsum ein striktes Tabu sein. Das Ungeborene kommt sonst mit dem Alkohol in Kontakt und Studien haben gezeigt, dass bereits ab der dritten Woche nach der Befruchtung eine Schädigung zu befürchten ist. Die Kinder leiden später ein Leben lang unter dem Fehlverhalten der Mutter während der Schwangerschaft.

Jährlich 12.000 Neugeborene mit FASD allein in Deutschland

Doch alkoholkranke Schwangere können oft das Trinken nicht einstellen und selbst ansonsten gesunde Frauen folgen dem Irrglauben, dass gelegentlich ein Glas Wein doch nicht so schlimm sein kann. Die Folge sehen Ärzte in jedem Krankenhaus: Jedes Jahr werden allein in Deutschland 12.000 Neugeborene mit FASD diagnostiziert. Die Abkürzung steht für das Englische "Fetal Alcohol Spectrum Disorder" und kann mit "Fetale Alkohol Spektrum Störung" übersetzt werden.

Man unterscheidet dabei einen eher moderaten Verlauf (auch "Teilsyndrom" genannt) und eine schwere Störung, oft FAS abgekürzt. In beiden Fällen hat der Alkohol im Mutterleib die Reifung des Kindes beeinflusst und schlägt sich nach der Entbindung in einer Entwicklungsstörung des Gehirns nieder.

Verhaltensauffälligkeiten und körperliche Veränderungen durch FASD

Rein körperlich sehen die Jungen und Mädchen mit "Teilsyndrom" ganz gesund aus, doch ihr Gehirn ist vergleichsweise unterentwickelt. Das führt bereits in früher Kindheit zu Problemen beim Spracherwerb und zu Verhaltensauffälligkeiten. Betroffene neigen zur Aggressivität und werfen beispielsweise bei harmlosen Meinungsverschiedenheiten bereits mit Gegenständen oder schlagen und treten.

Betroffene Kinder mit starker Alkoholschädigung fallen auch durch körperliche Veränderungen auf. Oft ist die Oberlippe extrem schmal und die Lidspalte sehr kurz.

Die Verhaltensauffälligkeiten sind meist noch stärker als beim Teilsyndrom und machen das Zusammenleben mit der Familie und das Lernen in der Schule sehr schwer. Manchmal sind einfache Dinge wie die Körperpflege nur durch die Hilfe von Pflegern machbar.