Filmen im Kreißsaal - Wer will das sehen?

Der Sinn des neuen Hypes, die Geburt des eigenen Kindes zu filmen, ist nicht ganz klar

Von Jutta Baur
21. Mai 2011

Werdende Väter kommen oft auf seltsame Ideen. Ein neuer Hype ist, die Geburt des Kindes per Videokamera festzuhalten. Ein einmaliges Ereignis für die Ewigkeit digital aufgezeichnet.

Die meisten Mütter legen weitaus weniger Wert darauf, während der Schmerzen, aufgelöst und verschwitzt auch noch in die Kamera lächeln zu müssen. Statt die Hand der Frau bei den Wehen zu halten, drücken die Hobby-Filmer auf den Auslöseknopf der Videokamera.

Die Geburt ist eine absolute Privatangelegenheit

Selbst nach der Geburt, nach den überstandenen Anstrengungen und der Rückkehr ins kuschelige Heim stellt sich die Frage, wer soll einen solchen Film sehen? Die Verwandten, die nun mitbekommen, wie die frischgebackene Mutter so aussieht oder doch eher die Freunde? Fakt ist: Eine Geburt ist eine absolute Privatangelegenheit. Selbst der Sprössling wird später gut darauf verzichten können, seiner eigenen Geburt nachträglich auch noch filmisch beizuwohnen.

Im Prinzip gibt es nur einen einzigen Zeitpunkt, zu dem Videoaufnahmen im Kreißsaal sinnvoll und wirklich emotional sind. Dann, wenn der neue Erdenbürger da ist und sich Papa und Mama über seine Ankunft freuen.