Forscher finden 97 neue Risikogene für Übergewicht

Studie mit 300.000 Menschen deckt den Einfluss unseres Erbguts auf das Gewicht auf

Von Cornelia Scherpe
16. Februar 2015

Lange Zeit glaubten die meisten Menschen, dass Übergewicht nur durch einen ungesunden Lebensstil entsteht. Zwar stimmt es, dass Schlemmen der wesentlicher Faktor ist, doch in den letzten Jahren wurde auch mehr und mehr deutlich, dass die Veranlagung eine Rolle spielt. Es gibt Menschen, die relativ schnell zunehmen und Menschen, die trotz häufigem Naschen ihr Normalgewicht leichter halten.

Die Variablen im BMI

Nun hat eine aktuelle Studie sich die Gene von Normalgewichtigen und Übergewichtigen näher angesehen und damit direkt 97 neue Risikogene gefunden. All diese Gene wirken direkt auf den BMI, indem sie den Energiestoffwechsel und auch die Hirnfunktion beeinflussen.

Das internationale Team sah sich die Daten von 300.000 Menschen an. Das Erbgut jedes einzelnen Teilnehmers war entschlüsselt worden und nun analysierte man insgesamt 2,5 Millionen Stellen innerhalb der DNS an.

Bei 88.000 Teilnehmern lagen Stoffwechselstörungen vor, daher achtete man bei dieser Teilgruppe zusätzlich auf 156.000 Genvarianten. Die Bemühung war von Erfolg gekrönt und hat die Zahl der bekannten Risikogene für Übergewicht verdreifacht.

Appetitregelung und Blutzuckerspiegel

Viele der neu entdeckten Risikogene sitzen im Zentralen Nervensystem und wirkten dort auf den Glutamat-Rezeptor ein. Hier wird unter anderem der Appetit regelt.

Andere Risikogene besitzen eine Beziehung zum Hormon Insulin und damit zum Blutzuckerspiegel. Wieder andere wirkten auf den Fettstoffwechsel ein und waren direkt an der Entstehung von Fettgewebe beteiligt.

Einfluss der Lebensgewohnheiten

Doch obwohl man nun so viele Genvarianten kennt, die Menschen zu Übergewicht tendieren lassen, erklärt man damit erst 2,7 Prozent der Variablen im BMI. Die Forscher schätzen, dass die bisher gefundenen Risikogene bei einem Menschen rund 21 Prozent des Risiko ausmachen.

79 Prozent würden damit noch immer auf die Lebensgewohnheiten entfallen. Die Wissenschaftler glauben jedoch, dass noch nicht alle Risikogene gefunden wurden.