Forscher finden Hirnregionen für Großzügigkeit und Egoismus
Wie Verbundenheit und soziale Distanz über Egoismus und Großzügigkeit entscheiden
Jeder Mensch kennt Momente, in denen man vor allen Dingen an das eigene Wohl denkt und egoistisch handelt. Wer beispielsweise zu viel Wechselgeld an der Kasse bekommt, überlegt kurz und entscheidet sich dann entweder für die Wahrheit, oder steckt das Geld stillschweigend ein.
Was sich im Gehirn abspielt
Ein ähnliches Abwägen ist gefragt, wenn man einem Bettler in der Fußgängerzone ignoriert, oder aber etwas Geld gibt. In solchen Situationen muss man sich zwischen Egoismus und Großzügigkeit entscheiden.
Forscher haben nun herausgefunden, dass der Widerspruch, den man dabei in sich austragen muss, auch im Gehirn deutlich wird. Es gibt genau zwei Hirnregionen, die in solchen Entscheidungsmomenten als Gegenspieler zueinander auftreten.
Im hinteren Hirnbereich gibt es eine Region (genannt "temporoparietale Junction"), die für Großzügigkeit eintritt. Hier werden Signale ausgeschickt, die den Bereich für Egoismus im Stirnlappen (den "ventromedialen präfrontalen Cortex") dämpfen sollen. Ob die Großzügigkeit gewinnt, hängt dabei vor allen Dingen von einem Faktor ab: der sozialen Distanz.
Verbundenheit und Distanz
Die soziale Distanz gibt an, wie nah einem die Person steht, der man Großzügigkeit oder Egoismus entgegenbringen könnte. Dabei wird der Einfluss des temporoparietalen Junction umso größer, je mehr man sich dem Gegenüber verbunden fühlt. Aus diesem Grund ist man bei Familienmitgliedern und Freunden eher großzügig als bei völlig Fremden auf der Straße.
Diese neue Erkenntnisse aus der Hirnforschung gelangen durch Tests mit Freiwilligen, deren Hirnaktivität während der Versuche gemessen wurde. In jedem Test ging es um das Teilen von Geld; entweder mit Fremden oder nahestehenden Personen.
Fühlten sich die Teilnehmer der anderen Person gegenüber wenig verbunden, waren die Signale zu schwach. Die Hirnregion für Egoismus wurde nicht in Schach gehalten und war stark aktiv.