Forscher finden neue Anästhetika

Neuartiges Probeverfahren ermöglicht Tests mit neuen Narkosemitteln

Von Cornelia Scherpe
23. Januar 2015

Bei jeder größeren Operation kommen Anästhetika zum Einsatz. Dies sind Narkosemittel, die den Menschen bei einer lokalen Anästhesie das Schmerzempfinden an der Stelle nehmen und bei einer Vollnarkose das komplette Bewusstsein durch einen künstlichen Schlaf vorübergehend ausschalten.

Alle gängigen Anästhetika wurden von den Ärzten meist durch reinen Zufall entdeckt. Bisher war es nämlich nicht möglich, Narkosemittel durch eine systematische Suche zu finden, wie es etwa bei Antibiotika üblich ist.

Schwierige Suche nach neuen Wirkstoffen

Der Grund dafür liegt in der Komplexität des menschlichen Gehirns. Da man dieses noch nicht erschöpfend erforscht hat und die Wirkung von Anästhetika nicht komplett erklären kann, ist die gezielte Suche nach neuen Wirkstoffen schwierig.

Forschungsteams haben sich dennoch an die Aufgabe gewagt und nun kann man erste Erfolge berichten. Demnach haben Forscher direkt vier Mittel gefunden, die man künftig als Anästhetika einsetzen könnte.

Neuartiges Probeverfahren

Möglich war die Suche dank eines neuen Probe-Verfahrens. Das Verfahren analysiert den zu testeten Wirkstoff auf nur eine Eigenschaft: ob er das Molekül namens "1-Aminoanthracen" von seinem Gegenpart "Apoferritin" wegdrängen kann.

Apoferritin dient im Labor als Modell für die Rezeptoren auf Nervenzellen, an denen sich ein Narkosemittel in der Praxis bindet. Nur wenn das getestete Mittel das Molekül 1-Aminoanthracen verdrängen kann, ist die Andockstelle für das Anästhetikum frei und die Narkose kann wirken. Mit diesem Screening kann man nun viel schneller die von Anfang an unwirksamen Substanzen von potenziellen Wirkstoffen trennen.

Tests mit neuen Anästhetika

Die Forscher nutzten dieses Verfahren, um direkt 350.000 mögliche Narkosemittel zu testen. 2.600 davon bestanden den Test und kamen daher als neue Anästhetika infrage.

Man testete sie daraufhin an Labortieren und fand vier Substanzen, die eine gute Wirksamkeit bei gleichzeitiger Verträglichkeit zeigten. Diese Tests wurden mit Kaulquappen durchgeführt. Spätere Versuche mit Mäusen zeigten bei zwei der Wirkstoffe eine gute Wirkung.