Forscher suchen nach dem gemeinsamen Vorfahren des Neandertalers und des modernen Menschen

Von Frank Sprengel
30. Oktober 2013

Die Wissenschaft ging nicht zuletzt aufgrund von molekularen Zahnanalysen bislang davon aus, dass allein in Afrika gleichzeitig fünf verschiedene Spezies Frühmenschen existierten und sich die Linien der sogenannten Hominiden und des modernen Menschen vor etwa 350000 Jahren trennten.

Form der fossilen Backenzähne wurden verglichen

Forscher der George Washington University hatten nun aber nicht die molekulare Struktur, sondern die Form von 1200 fossilen Backenzähnen miteinander verglichen und seien dadurch zu dem Schluss gekommen, dass die Trennung schon vor gut einer Million Jahre erfolgt sein könne. Eine eindeutige Erklärung für diese erhebliche Diskrepanz gäbe es noch nicht. Aufschluss könnten morphologische Vergleiche anderer Körperteile bringen.

Das Problem dabei sei allerdings, dass bisher nur sehr wenige fossile Überreste gefunden worden seien, was auch einer der Gründe dafür sei, dass vorrangig Zähne für die Nachzeichnung der Evolution der Hominide herangezogen würde, zumal diese die gesamte Lebensspanne erhalten blieben und kaum von Umweltfaktoren beeinflusst würden.

Homo erectus als einzige Spezie?

Der Fund eines frühmenschlichen Schädels des georgischen Dmanisi, der mehrere Merkmale, die für gewöhnlich verschiedenen Frühmenschenarten, wie etwa dem Homo habilis oder dem Homo rudolfensis, zugezählt wurden, in sich vereine, lege zudem den Schluss nahe, dass es nicht etwa fünf, sondern doch bloß eine einzige Spezies, nämliche den Homo erectus, gegeben habe.

Wie diese beiden neuen Vermutungen bezüglich der Zahl der vermeintlichen Vorfahren des modernen Menschen und dem Zeitpunkt, an dem sich ihre Linien trennten, zeigen, sind die Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den Hominiden und dem Homo sapiens noch längst nicht geklärt, weshalb die Suche nach dem tatsächlichen Urahn weiterhin anhält.