Frauenfußballerinnen haben höheres gesundheitliches Risiko bei Kopfbällen

Kopfbälle schaden der Hirnsubstanz von Frauen laut Studie deutlich mehr als bei Männern

Von Cornelia Scherpe
17. August 2018

Beim Fußball fiebern alle mit, wenn ein gut platzierter Kopfball die Mannschaft voranbringt. Den Ball mit dem Kopf anzunehmen, birgt aber auch ein gewisses Risiko für das Gehirn. Die Erschütterung kann zu Verletzungen des Gewebes führen. Eine aktuelle Studie hat diesen Aspekt sowohl beim Herren- als auch beim Damenfußball beobachtet und dabei einen interessanten Unterschied festgestellt: Demnach ist das Verletzungsrisiko bei Frauen größer als bei Männern.

Für die Studie wurden 49 Frauen und 49 Männer untersucht, die seit Jahren Fußball spielten und deren Kopfballstatistik bekannt war. Im Schnitt waren es 469 Kopfbälle bei einer Frau und 487 bei einem Mann. Die Probanden wurden mit einem bildgebenden Verfahren, dem Diffusions-Tensor-Imaging, untersucht. Das DTI zeigte das Volumen der Gehirne und die Stellen, an denen die weiße Hirnsubstanz beschädigt war. Bei den Männern zeigten sich nur in drei Regionen leichte Schädigungen, bei den Frauen hingegen fand man Schäden in acht Hirnregionen.

Gesundheitliche Auswirkungen mit Verzögerung

In kognitiven Tests mit den Teilnehmern zeigten weder die Männer noch die Frauen Auffälligkeiten wie eine veränderte Denkleistung, dennoch sollten die gefundenen Hirnschäden Ernst genommen werden. Die Wissenschaftler geben zu bedenken, dass verzögerte Auswirkungen nicht unwahrscheinlich sind. Beispielsweise kommt es bei Sportlern ebenso wie bei Soldaten durch regelmäßige Hirntraumata öfter zur sogenannten chronisch traumatischen Enzephalo­pathie. Dabei handelt es sich um eine degenerative Krankheit, die entsprechend über die Jahre schlimmer wird.

Da weltweit circa 30 Millionen Mädchen und Frauen aktiv in Fußballvereinen spielen, ist es laut der Studie sinnvoll über neue geschlechtsspezifische Richtlinien nachzudenken. Warum Hirnschäden durch Kopfbälle eher bei Frauen auftreten, kann die Studie nicht sagen. Denkbar wären genetische Faktoren, hormonelle Ursachen oder auch die unterschiedliche Stärke der Nackenmuskulatur.