Freier Wille gegen das Unbewusstsein: Wer ist stärker?

Forscher der Uni Ulm ließen in einem Experiment das Unterbewusstsein gegen bewusste Prozesse antreten

Von Nicole Freialdenhoven
10. Februar 2015

Seit Jahrzehnten streiten sich Forscher und Psychologen darüber, ob der Mensch eher durch das Unterbewusstsein gesteuert wird oder durch den bewussten Willen. Ein Forscherteam der Universität Ulm hat nun mit Hilfe des Magnetresonanztomographen festgestellt, dass der menschliche Wille freier und stärker ist als viele denken. Demnach blockiert das Bewusstsein unbewusste Prozesse, die konträr zu der beabsichtigen Aktivität laufen.

Experiment mit unbewussten Bahnungsreizen

Für das Experiment sollten Probanden sichtbare Worte lesen, während ihre Gehirnaktivität im MRT gemessen wurde. Kurz zuvor waren ganz kurz andere Worte eingeblendet worden, die das Gehirn zwar registriert, die aber nicht bewusst wahrnehmbar sind.

Diese unbewussten Bahnungsreize konnten die Erkennungszeiten der folgenden Wörter beschleunigen, wenn die Probanden aufgefordert wurden, die Bedeutung der Wörter zu verstehen (z.B. Henne und Ei). Sollten sie nur auf die Form der Buchstaben achten und die Wortbedeutung ignorieren, waren die Bahnungsreize wirkungslos.

Gehirn lässt sich durch Unterbewusstsein nicht ablenken

Die Forscher schließen daraus, dass die unbewussten Prozesse vom Gehirn blockiert wurden, damit sich die Probanden auf ihre aktiven bewussten Prozesse konzentrieren konnten. In den Alltag übertragen bedeutet dies beispielsweise, dass sich das Gehirn bei der Aufgabe "Spülmittel zu kaufen" tatsächlich darauf konzentriert und nicht durch das Unterbewusstsein ablenken lässt, das gerade Lust auf Schokolade hat und die Schritte in Richtung Süßwarenregel lenkt.