Fremde Person in Not - Das Gehirn entscheidet, ob wir helfen

Forscher testen, welche Gehirnregionen aktiviert werden, wenn Fremder in Not ist

Von Laura Busch
25. Oktober 2010

Unterlassene Hilfeleistung ist in Deutschland eine Straftat. Dennoch zeigen Tests immer wieder, dass viele Menschen einfach vorbeigehen, wenn andere in Not sind.

Welche Mechanismen sich dabei im Gehirn in Gang setzen, hat jetzt ein Forscherteam unter anderem am Leipziger Max-Planck-Institut (MPI) für Kognitions- und Neurowissenschaften herausgefunden. Dazu wurden Mitglieder eines Fußball-Fanclubs als Probanden genutzt. Sie sollten beobachten, wie einer Person starke Stromstöße verpasst wurden.

Aktivierung der Gehirnregionen für Mitgefühl, Schadenfreude und Rache

Einmal wurde diese Person als Anhänger der gleichen Fußballmannschaft wie die restlichen Probanden dargestellt, und ein anderes Mal als Fan einer Rivalen-Mannschaft. Die Gruppe hatte dabei die Möglichkeit, die Qual des Einzelnen zu verringern, indem sie selbst leichte Stromstöße auf sich nahmen.

Die Forscher beobachten derweil die Gehirnaktivitäten der Personen und zeigten, dass sich die Entscheidungen im Gehirn im Bereich für Mitgefühl (Inselrinde) und im Bereich für Schadenfreude und Rache (Nucleus Accumbens) abspielte. Letzterer Teil war aktiver, wenn der Einzelne vermeintlich Anhänger einer rivalisierenden Mannschaft war. Gleichzeitig gilt aber auch: Je weniger man über einen Leidenden weiß, desto weniger hilfsbereit ist man, so die Forscher.