Für ein besseres Immunsystem: Babys nach dem Kaiserschnitt mit Vaginalsekret benetzen

Mit einem Vaginal-Schwämmchen wollen Ärzte Kaiserschnittbabys mit den ersten Keimen in Kontakt bringen

Von Cornelia Scherpe
5. Februar 2016

Müssen Babys via Kaiserschnitt geholt werden, bringt das für das kleine Leben einen entscheidenden Nachteil mit sich. Das Kind kommt nur mit der Haut der Mutter in Berührung und bewegt sich nicht durch den natürlichen Geburtskanal. Doch genau hier wird ein Baby mit den ersten Keimen in Kontakt gebraucht. Die Vaginalflora kommt mit der Babyhaut und der Mundschleimhaut in Berührung und diese Mikroben-Behandlung prägt das frühkindliche Immunsystem.

Vaginal-Schwämmchen im Versuch

In einer aktuellen Studie haben Forscher untersucht, ob Kaiserschnitt-Babys diesen Nachteil ausgleichen können, wenn man sie unmittelbar nach der Geburt mit dem Vaginalsekret der Mutter benetzt. Die US-Wissenschaftler arbeiteten dafür mit vier Schwangeren, bei denen ein Kaiserschnitt geplant war.

Man setzte den werdenden Müttern jeweils ein kleines Schwämmchen in die Vagina, sodass der Schwamm sich mit der Scheidenflora anreichern konnte. Nach dem Kaiserschnitt

  1. wurde das Baby mit dem Schwämmchen zart eingerieben und
  2. auch der Mund damit berührt.

So simulierte man die normale Situation im natürlichen Geburtskanal. In den kommenden Tagen nach der Geburt wurde durch Abstriche kontrolliert, wie sich die Mikrobengemeinschaften im Babykörper entwickelt hatte. Die Abstriche der vier Babys zeigten, dass sich viele Lactobacillus- und Bacteroides-Bakterien angesiedelt hatten. Diese zählen zu den "guten" Bakterien und helfen nachweislich dem Immunsystem.

Der Mensch als Biotop

Schon länger weiß man, dass jeder Mensch ein Biotop für unzählige Mikroorganismen ist. Die Zusammensetzung ist dabei entscheidend:

  • Eine gute Bakteriengemeinschaft stärkt die Abwehrkräfte,
  • eine schlechte führt dagegen zur Schwächung und Infektionen.

Die Forscher geben zu bedenken, dass ihr Experiment mit vier Schwangeren und ihren Babys nur eine Pionierstudie ist. Man braucht eine größere Teilnehmerzahl für klare Aussagen. Auch über den Langzeiteffekt kann man so noch keine Prognose machen. Der Ansatz ist jedoch vielversprechend.