Gefährlicher als man denkt - Johanniskraut gehört zu den unterschätzten Risikomedikamenten

Von Cornelia Scherpe
23. November 2012

Es gibt kaum ein Medikament aus der Schulmedizin, das nicht irgendwelche Nebenwirkungen hat. Dieser Tatsache sind sich die meisten Patienten auch bewusst und wägen Risiko gegen Nutzen gemeinsam mit dem Arzt ab. Anders sieht es bei pflanzlichen Mitteln aus.

Medikamenten der Homöopathie wird in der Regel nachgesagt, dass sie sehr gut verträglich sind und Nebenwirkungen die extreme Ausnahme bilden. Dieses verallgemeinerte Bild stimmt so aber nicht. Es gibt einige Stoffe aus der Natur, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Dazu gehört zum Beispiel Johanniskraut.

Wer dieses in hohen Dosierungen nimmt, um etwa Schlafstörungen oder Ängste zu therapieren, sollte sich vorher gut informieren. Wer das Kraut nur auf dem Mittagstisch hat, muss nichts befürchten, doch Präparate aus Apotheke und Supermarkt können auf die Leber schlagen.

Die Wirkstoffe der Pflanze bewirken, dass die Enzyme der Leber ihre Aktivität verändern. Im ungünstigsten Fall kann das dazu führen, dass andere eingenommene Medikamente teilweise oder ganz ihre Wirkung verlieren, da die Enzyme aktiver werden und zu schnell Stoffe aus den Mitteln abbauen.

Das wohl bekannteste Beispiel ist hier die Wechselwirkung mit der Anti-Baby-Pille. Aber es gibt noch viel mehr solcher Fälle. Eine Studie hat sich die Mühe gemacht und aus insgesamt 85 Quellen herausgearbeitet, welche Mittel alle durch die Einnahme von Johanniskraut geschwächt werden können.

Insgesamt kam man auf über 500 Medikamente. Darunter waren auch Mittel wie Blutverdünner oder Insulin zur Diabetesbehandlung. Wer hier ohne Absprache mit dem Arzt einfach rezeptfreies Johanniskraut zu sich nimmt, könnte sich also unter Umständen in Lebensgefahr bringen.