Generation Perfektion: Junge Menschen streben stärker denn je nach Perfektionismus

Schüler und Studenten sind heute deutlich stärker Leistungsdruck und Perfektionismus ausgesetzt als frühere Generationen

Von Cornelia Scherpe
8. März 2018

Zum ersten Mal wurde in einer Studie untersucht, ob es zwischen den Generationen Einstellungsunterschiede im Bezug auf Perfektionismus gibt. Strebt die heutige Jugend stärker nach beruflichen Zielen und will sich ein perfektes Leben aufbauen? Oder sind sie fauler, unbeständiger, desinteressierter? Die Ergebnisse weisen für die Kinder der Jahrtausendwende auf Ersteres hin: Es strebt eine Generation der Perfektionisten von den Schulen ins Berufsleben.

Perfektionisten-Test an Schülern und Studenten

Die britischen Forscher analysierten für ihre Untersuchung insgesamt 41.631 Daten von britischen, kanadischen und amerikanischen Schülern und Studenten. Die Altersgruppen waren so verteilt, dass die Ältesten Ende der 1980er Jahre und die Jüngsten 2016 an einem Perfektionisten-Test teilnahmen. Auf der Skala wurde bewertet,

  1. wie stark ein Mensch von sich selbst Perfektionismus verlangt,
  2. wie sehr er glaubt, andere würden es von ihm verlangen und
  3. wie stark er wiederum von anderen Perfektion fordert.

Das Ergebnis

  1. Für den ersten Fall des selbst-orientierten Perfektionismus fanden die Forscher einen Anstieg von zehn Prozent bei den jüngsten Teilnehmern. Die Schulabgänger heute setzen sich demnach stärker als ältere Generationen unter Druck, um ihre hochgesteckten Ziele zu erreichen
  2. Noch deutlicher war der Unterschied beim sozial-orientierten Perfektionismus. Der gefühlte Druck, für andere perfekt sein zu müssen, stieg von 1989 bis 2016 um 33 Prozent
  3. Der Wunsch, das andere im Umfeld perfekt sein müssen, stieg um 16 Prozent

Diese Zahlen spiegeln laut den Forschern den zunehmenden Druck in der modernen Leistungsgesellschaft wider. Viele lernen bereits im Kindesalter, dass nur die Besten eine gute Aussicht auf eine sichere Zukunft haben. Das zeigt auch die Frage an Abiturienten, ob sie einen Hochschulabschluss anstreben. In älteren Befragungen der 1970er Jahre bejahten das nur rund 50 Prozent. 2008 waren es schon 80 Prozent. Gleichzeitig schüren Eltern, Lehrer und Ausbilder sowie Dozenten eine Konkurrenz-Stimmung in den Unterrichtsgruppen.

Perfektionismus eine Gefahr für die psychische Gesundheit

Die Forscher befürchten, dass die negativen Auswirkungen von Perfektionismus - etwa Angststörungen und Depressionen - daher zunehmen werden. Viele Menschen, die an unrealistischen Zielen scheitern, entwickeln psychische Probleme.