Gibt es ADHS oder nicht?

Diskussionen über die Entscheidung darüber, ob und wann kindliches Verhalten als "normal" eingestuft werden kann

Von Cornelia Scherpe
29. Februar 2012

Es ist eigentlich eine simple Frage: Gibt es ADHS oder nicht? Die Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung ist sehr viel in den Medien präsent. Besonders in den USA, aber zunehmend auch in Deutschland wird diese Diagnose Kindern und Jugendlichen gestellt und viele erhalten daraufhin eine medikamentöse Therapie.

Dies klingt zumindest so, als handle es sich bei ADHS um eine wirkliche Krankheit. Doch da sind sich bei Weitem nicht alle Mediziner einig. Manche sagen sogar, bei ADHS handelt es sich um eine erfundene Krankheit und die Eltern oder Erzieher können einfach nicht richtig mit dem Nachwuchs umgehen. Doch wer hat recht?

Wann ist kindliches Verhalten "normal"?

Studien zeigen, dass viele Kinder psychisch auffällig sind. Bereits bei der Einschulung zeigen 13 Prozent der männlichen und acht Prozent der weiblichen Kinder Defizite wenn es um die Konzentration und das soziale Verhalten geht. Dies verschlimmert sich auch in der Grundschule, sodass in der vierten Klasse schon 19 Prozent der Jungs, beziehungsweise zehn Prozent der Mädchen Zeichen von ADHS zeigen.

Doch auch wenn das wissenschaftlich belegt ist, sehen viele Mediziner und Psychologen darin ein Problem. Wer legt fest, bis wohin kindliches Verhalten noch der Norm entspricht? Ab wann weicht ein Kind so weit ab, dass man mit Medikamenten sein Verhalten verändern darf? Dies ist eine sehr emotionale Diskussion, bei der es noch keine Einigung gibt.

Multimodale Therapie angemessen

Die Kinder- und Jugendärzte haben nun eine Leitlinie veröffentlicht, die immerhin rät, bei ADHS nicht allein auf Medikamente zurück zu greifen. Eine multimodale Therapie ist angemessen; also eine Therapie, bei der auch auch eine Verhaltenstherapie und Schulungen der Eltern gesetzt werden.