Giro d'Italia - Unfalltod von Weylandt wirft schlechtes Licht auf Radsport

Weylandts tödlicher Unfall lässt erneut harte Kritik gegen den Radsport aufkommen

Von Matthias Bossaller
11. Mai 2011

Der diesjährige Giro d’Italia sollte die Krönung der Feierlichkeiten zum 150. Jahrestag der italienischen Einheit werden. Es werde die "schwerste und spektakulärste Auflage aller Zeiten", hatte Giro-Chef Angelo Zomegnan vor dem Start geschwärmt.

Der Unfalltod des belgischen Radprofis Wouter Weylandt straft diese Aussagen Lügen. Der 26-Jährige war auf der Abfahrt vom norditalienischen Bocco-Pass auf dem Weg zum Zielort Rapallo gestürzt und gegen eine Mauer geprallt. Für ihn kam jede Hilfe zu spät. Dabei hatte der Giro-Chef behauptet, bei keinem anderen Rennen der Welt werde so viel Geld investiert, um gestürzten Fahrern schnell zu helfen.

Allerdings konnte kein Rettungshubschrauber an der Unfallstelle landen und der Handyempfang funktionierte nicht. Kritiker weisen auf waghalsige Etappen-Abfahrten hin, doch die Rennleitung weist die Kritik zurück.

Vergangene Unglücke

Weylandt war bereits das vierte Todesopfer in der Geschichte des Giros. Sein Tod lässt die Diskussion um die Sicherheit der Fahrer und zu gefährliche Streckenführungen wieder neu aufleben. Bereits vor dem Start der Rundfahrt beurteilten Kritiker das Profil der Strecke als zu schwierig. Acht schwere Bergetappen und 40.000 zu bewältigende Höhenmeter sind selbst für erfahrene Fahrer eine große Herausforderung.

Direkt nach Giro-Start soll Weylandt seinem Manager Jef van den Bosch eine SMS geschickt haben, in der er das Rennen als sehr gefährlich einstufte. "Das bereitet mir Sorgen", schrieb Weylandt nach Aussagen seines Managers, die in der belgischen Tageszeitung "Het Laatste Nieuws" zitiert wurden.

Folgen für den Radsport

Ingesamt wirft der tragische Unfall des Fahrers ein dunkles Licht auf einen Sport, der durch die Dopingfälle der vergangenen Jahre ohnehin stark belastet ist. Auch die aktuelle Rundfahrt bleibt von der Problematik nicht verschont.

Der Favorit Alberto Contador muss im Juni aufgrund der Clenbuterol-Affäre mit einer Verurteilung vor dem Internationalen Sportgerichtshof Cas rechnen. Sollte der Spanier den Giro gewinnen, aber im Anschluss verurteilt werden, wäre sein Sieg eine Farce und ihm würde der Titel nachträglich aberkannt.

Ein Abbruch der Rundfahrt nach Weylandts Tod wurde von der Rennleitung nach kurzer Beratung abgelehnt. Selbst das Team des verunglückten Belgiers setzte die Fahrt fort. So nahmen die Profis wie geplant einen Tag später die vierte Etappe in Angriff.