Grabtuch aus Brennesselfasern: Steinzeitmenschen nutzen Pflanzen zum Weben

Von Nicole Freialdenhoven
8. Oktober 2012

Schon lange bevor der Mensch Stoffe aus Wolle webte, wurden Pflanzenfasern zur Herstellung von Textilien verwendet: Ein jetzt in Lusehøj in Dänemark gefundenes 2800 Jahre alte Grabtuch aus der Bronzezeit wurde aus Brennesseln gewebt, stellten Forscher fest. Interessant dabei: Die Brennesseln stammten gar nicht aus Dänemark, sondern aus der österreichischen Steiermark.

Dies berichten Forscher der Universität Bergen im Fachjournal Scientific Records, die das Grabtuch einer Strontium-Isotopen-Analyse unterzogen. Schon zuvor war im gleichen Grab eine Urne entdeckt worden, die ebenfalls aus den Alpen stammte. Die Forscher vermuten, dass der Tote einer der wenigen reichen dänischen Händler gewesen war, der Metalle und scheinbar auch Textilien aus dem Süden nach Dänemark importierte.

Für die Wissenschaft ist die Analyse eine große Entdeckung: Bislang waren Archäologen davon ausgegangen, dass die Menschen der Steinzeit lediglich lokale Materialien wie Flachs oder Tierfelle trugen. Dass Wildpflanzen zur Textilherstellung verwendet und sogar über viele hundert Kilometer exportiert wurden, war jedoch bislang unbekannt.