Gratis fahren ohne Ticket - Schwarzfahrer-Versicherung für Bus und Bahn
Schwarzfahrer langweilen ambitionierte Ticket-Kontrolleure jeden Tag mit neuen Storys: Der Automat war kaputt, die Geldbörse wurde gerade entwendet, das Ticket ist wie von Geisterhand verschwunden. Die Strafe folgt auf dem Fuß - es sei denn, man lebt in Stockholm. In der schwedischen Hauptstadt hat eine Gruppe cleverer Schwarzfahrer eine Versicherung für Bus und Bahn gegründet.
Das Prinzip ist einfach. Jeder Teilnehmer zahlt einen geringen Betrag in einen großen Topf. Wird ein Schwarzfahrer erwischt, greift die Versicherung und die Geldbuße wird aus der Gemeinschaftskasse bezahlt. Das System funktioniert einwandfrei und wurde sogar von der einflussreichen US-Tageszeitung "New York Times" als "beneidenswertes Geschäftsmodell" bezeichnet.
Das Versprechen: Niemals ein Ticket kaufen
Die Schwarzfahrer-Versicherung für Bus und Bahn wurde bereits vor 13 Jahren von der schwedischen Organisation Planka.nu ins Leben gerufen. Das Modell ist so lukrativ, dass sich im vergangenen Jahr doppelt so viel Geld im Gemeinschaftstopf ansammelte wie für Bußgelder ausgegeben wurde. Nach Angaben von Planka.nu kamen pro Monat 5.500 Euro an Mitgliedsbeiträgen zusammen.
Wer dabei sein will, zahlt monatlich knapp elf Euro und muss keine Bußgelder mehr beim Gratisfahren fürchten. Außerdem versprechen die Mitglieder, niemals ein Ticket zu kaufen. Inzwischen sind der Schwarzfahrer-Versicherung rund 500 Stockholmer beigetreten, weitere Schwarzfahrer-Clubs sollen in Göteborg und Oslo aktiv sein.
Protest gegen die Preise im Bus- und Bahnverkehr
Das Schwarzfahrer-Konzept aus Stockholm hat mittlerweile weltweit Anhänger gefunden, die ihrerseits Gruppen gründen. Für die passionierten Schwarzfahrer ist Geld allerdings zweitrangig, in erster Linie geht es um Solidarität und den Protest gegen die Preise im Bus- und Bahnverkehr. Die Mitglieder fordern, dass Gutbetuchte und Vielfahrer stärker zur Kasse gebeten werden.
Besonders erfolgreich ist die Schwarzfahrer-Versicherung in Frankreich. In einigen Städten ist das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln bereits wieder kostenlos. In Deutschland hat sich das Konzept nach mehreren Versuchen noch nicht durchgesetzt, allerdings gibt es die Facebook-Seite "Schwarzfahren Hamburg". Dort warnen die Mitglieder täglich vor Kontrolleuren an unterschiedlichen Standorten.