Handbuch für psychische Erkrankungen sorgt für Streit

Von Ingo Krüger
8. Januar 2013

Dieses Buch ist für alle Psychiater von großer Bedeutung: Im Diagnosekatalog DSM stehen alle psychischen Erkrankungen. Der Standardkatalog Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DMS) erscheint alle 15 Jahre und spiegelt auch den Zeitgeist wider.

Kritiker bezeichnen dies als ein nicht zu unterschätzendes Problem. In der Neuauflage DSM-5, so der Einwand, drohe regelrecht eine Inflation psychischer Erkrankungen. Viele gesunde Menschen würden so zu Patienten. "Modekrankheiten" seien etwa autistische Störungen, Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADHS) und bipolare Störungen, also der Wechsel von depressiven und manischen Phasen. Kritiker fürchten eine Zunahme von Medikamentenverschreibungen, gerade bei Kindern.

Frühere Neuauflagen des DSM-Katalogs gelten als Wendepunkte der Psychiatriegeschichte. So zählte etwa Homosexualität nach der Streichung von der Liste nicht mehr als psychische Krankheit. Dies erhöhte die gesellschaftliche Akzeptanz von Schwulen in der Gesellschaft. Andererseits sorgen sich Kritiker, dass durch DSM Menschen unbeabsichtigt als krank eingestuft werden, die es in Wirklichkeit nicht sind.