Hirnzellen können sich neu bilden - Durch Atombombentests können Forscher dies belegen

Von Cornelia Scherpe
12. Juni 2013

Bisher bestand in der Medizinwelt allgemeiner Konsens darüber, dass die Hirnzellen eines Menschen sich nicht neu bilden können. Verliert man durch Alkoholmissbrauch, Unfall oder Krankheit einen Teil der Zellen, bilden sich keine neuen Neuronen aus. Doch diese Ansicht muss nun überholt werden, denn offenbar können die Hirnzellen sich doch regenerieren!

Diese erstaunliche Erkenntnis gelang den Wissenschaftlern mit einer noch erstaunlicheren Methode. Um den Nachweis zu erbringen, griffen sie quasi auf Atombombentests zurück. Dafür wurden natürlich keine neuen Tests durchgeführt, sondern auf die Ergebnisse der Jahre 1955 bis 1963 zurückgegriffen.

Durch die damaligen Tests war besonders viel des Kohlenstoffisotop C-14 in die Luft abgegeben worden. Dieser spezielle Kohlenstoff wird von Pflanzen aufgenommen und kommt so auch in die Nahrung der Menschen. Gewebe, das sich genau zu diesem Zeitpunkt des Kontakts neu gebildet hat, besitzt dann eine festgelegte Menge in sich und wird damit zum Schnappschuss der aktuellen Umweltbedingung. Verändert sich die Menge vom Kohlenstoffisotop C-14, sinkt auch der Gehalt in den neu gebildeten Zellen; bleibt aber in den älteren Zellen so hoch wie zuvor.

Mit diesem Marker war es den Forschern also möglich, quasi die "Geburtsstunde" einzelner Zellen nachzuweisen. Hätte die bisherige Theorie richtig gelegen, hätten im Gehirn nur Neuronen mit identischer Menge des Kohlenstoffisotop vorhanden sein dürfen. Doch nachdem man sich den Hippocampus vieler Probanden angesehen hatte, konnte man mit Bestimmtheit sagen, dass es unterschiedlichen Werte gab und sich demnach auch bei Erwachsenen neue Hirnzellen gebildet hatten.

Bedeutet dies, dass das Gehirn ständig wächst? Die Forscher sagen, dem ist nicht so. Wann immer neue Neuronen ausgebildet werden, kommt es gleichzeitig zum Abbau älterer Zellen. Sie werden durch die jungen Nervenzellen ersetzt, sodass die ungefähre Anzahl im Schnitt immer gleich bleibt.