Hodentorsion und Zeugungsfähigkeit: die akute Verdrehung der Hoden gefährdet den Kinderwunsch nicht

Studie belegt, dass die Zeugungsfähigkeit durch die Unterbrechung der Blutzufuhr nicht leidet

Von Cornelia Scherpe
27. Juni 2016

Es gibt verschiedene Ursachen, die zu einer Hodentorsion führen können. Häufig handelt es sich um einen angeborenen Fehler, bei dem die Hodenhülle nicht vollständig verwachsen und daher instabil ist. Die fehlende Festigkeit kann dazu führen, dass Babys beim Krabbeln oder kleine Jungen auf dem Fahrradsattel bei einer ungünstigen Bewegung den Hodensack verdrehen.

Es kommt zu einer Unterbrechung der Blutzufuhr und sowohl Hoden als auch Nebenhoden werden mit Nährstoffen und Sauerstoff unterversorgt. Das Phänomen nennt der Arzt "akute Stieldrehung" oder medizinisch korrekt "Hodentorsion".

Kommt es zu dieser Verletzung, fürchten Eltern sofort, dass ihr Nachwuchs später einmal keine eigenen Kinder haben wird. Durch die Unterbrechung der Blutzufuhr könnte die Zeugungsfähigkeit leiden, so vermuten viele Ärzte. Eine aktuelle Studie zum Thema macht allerdings Hoffnung.

Studie zu Hodentorsion und Orchidopexie

Die Forscher sahen sich die Fälle von 63 Männern an, die zwischen den Jahren 1994 und 2014 wegen einer Hodentorsion ins Krankenhaus gebraucht wurden. Die Ärzte führten bei allen Patienten die sogenannte Orchidopexie durch. Dabei wird im Zuge einer Operation unter Narkose ein Hoden oder beide freigelegt und in einer Hautschicht im Hodensack vernäht. Diese Fixierung soll weitere Zwischenfälle verhindern.

In der Studie wurde die Orchidopexie bei 41 Patienten beidseitig durchgeführt, also beide Hoden fixiert. Bei den restlichen 22 Patienten entschied man sich für die Entfernung des betroffenen und Fixierung des verbleibenden Hodens.

Kinderwunsch nicht beeinträchtigt

Alle Männer waren ansonsten gesund und lebten in einer Partnerschaft mit Kinderwunsch. Nach den Operationen begleitete man die Patienten noch einige Zeit. Nach durchschnittlich 6,6 Monaten hatten sich fast alle Paare ihren Kinderwunsch erfüllt.

  • Die Rate lag bei beidseitiger Orchidopexie bei 90,9 Prozent und bei einseitiger Entfernung samt Orchidopexie der Gegenseite bei 90,2 Prozent.
  • Im Vergleich dazu: In der Durchschnittsbevölkerung liegt die Rate erfolgreicher Schwangerschaften zwischen 82 und 92 Prozent. Die Zahl der Lebendgeburten stand bei 87,8 und 86,3 Prozent, was ebenfalls der Norm entspricht.

Die Studie belegt damit insgesamt, dass Hodentorsion kein Ende für den Kinderwunsch bedeutet. Die Zeugungskraft bleibt erhalten.