Hohe Kosten beim Krankengeld: Krankenkassen denken über eine Teilzeit-Krankschreibung nach

Die Ausgaben der Krankenkassen für Krankengeld steigen - sie sollen durch die Teilzeit-Krankschreibung verringert werden

Von Cornelia Scherpe
10. Dezember 2015

Im Regelfall bekommt ein Angestellter nach sechs Wochen Arbeitsunfähigkeit keinen Lohn vom Arbeitgeber mehr, sondern erhält von seiner gesetzlichen Krankenkasse einen Ausgleich. Man spricht dabei vom Krankengeld. Dieses wird mit Beginn der siebten Woche gezahlt und soll den Patienten finanziell abfangen.

Für die Krankenkassen sind das enorme Ausgaben, die sich in der jüngsten Zeit stark gesteigert haben. Daher steht der gewagte Vorschlag im Raum, Arbeitnehmer je nach Verfassung nur teilweise krank zu schreiben. Sie könnten mit verkürzten Arbeitszeiten eine Art "Teilzeit-Krankschreibung" bekommen.

Warum die Ausgaben der Krankenkassen für Krankengeld steigen

Laut Statistik bekamen allein 2014 rund 1,8 Millionen Menschen zeitweise Krankengeld. Dies belief sich für die Krankenkassen auf Gesamtausgaben von 10,6 Milliarden Euro im letzten Jahr. Der Trend ist steigend, was auf drei Gründe zurückgeht.

  1. Zum einen steigt das Einkommen der Angestellten und da das Krankengeld prozentual nach dem Verdienst berechnet wird, müssen die Krankenkassen immer mehr zahlen.
  2. Auf der anderen Seite steigt die Zahl der Bedürftigen, denn die Arbeitnehmer werden immer älter und bleiben auch im Alter berufstätig.
  3. Der dritte Punkt ist die Zunahme von Volksleiden wie Rückenbeschwerden und seelischen Störungen. Vor allen Dingen Depressionen nehmen zu und führen vermehrt zu langfristigen Krankschreibungen.

Wie also sollen Krankenkassen auf die steigenden Ausgaben reagieren?

Patienten werden von Krankenkassen zum Arbeiten "überredet"

Die Unabhängige Patientenberatung (kurz UPD) kritisiert, dass sich immer wieder Patienten an sie wenden, da deren Krankenkasse sie offenbar indirekt zur Wiederaufnahme der Arbeit drängen wollte. Bei bisher rund 9.200 Beratungen im Jahr 2015 ging es in 13 Prozent der Fälle um verunsicherte Patienten, die darüber berichteten, wie Berater der Krankenkasse sie zur Arbeit geradezu überreden wollten.

Diese Methode kann freilich nicht richtig sein. Sachverständige prüfen derzeit eine andere Alternative: eine Teilzeit-Krankschreibung.

Verkürztes Arbeiten der krankgeschriebenen Arbeitnehmer

Die Idee ist, dass Patienten passend zur Stärke ihrer Beschwerden nur verkürzt arbeiten. Der Arbeitgeber zahlt entsprechend nur einen Anteil des alten Lohns und für den Ausgleich springt erneut die Krankenkasse ein. Das senkt die Gesamtkosten für die Kassen und bringt Patienten teilweise zurück in den Alltag.

Überanstrengung der Arbeitnehmer könnte die jeweilige Krankheit verschlimmern

In Skandinavien gibt es bereits vergleichbare Modelle. Kritiker geben aber bereits jetzt zu bedenken, dass die Gefahr besteht, dass Patienten ausgenutzt werden und sich überanstrengen. Verschlimmerungen der Krankheit sind dann denkbar.