Hungersnöte bei Schwangeren führen vermehrt zu Schizophrenie beim Kind

Ernährung der werdenden Mutter hat Auswirkung auf das Schizophrenie-Risiko des Nachwuchses

Von Cornelia Scherpe
4. Oktober 2017

Schizophrenie ist zu großen Teilen in den Genen verankert und wird durch triggernde Lebensumstände ausgelöst. Jeder Mensch wird demnach mit einem größeren oder kleineren Risiko für Schizophrenie geboren.

Welche Umstände festlegen, zu welcher Risikogruppe man gehört, hängt nicht nur von den Genen der Eltern ab, sondern auch von der Ernährung der Mutter in der Schwangerschaft. Japanische Forscher konnten zeigen, dass eine Hungersnot bei der Elterngeneration die Zahl der Schizophrenie-Fälle der nachfolgenden Generation steigen lässt.

Höheres Schizophrenie-Risiko durch Fettsäuremangel

Die Wissenschaftler nahmen trächtige Mäuse und gaben ihnen ein Spezialfutter. Dieses beinhaltete weder Arachidonsäure noch Docosahexaensäure. Bei beiden handelt es sich um mehrfach ungesättigten Omega-Fettsäuren, die eigentlich mit der Nahrung konsumiert werden. Sie sind älteren Studien zufolge wichtig, damit sich das Gehirn eines Ungeborenen entwickeln kann.

Nachdem die Jungtiere geboren waren, zeigten die jungen Mäuse zunächst ein normales Verhalten. Erst als sie ausgewachsen waren, wurden ihre Verhaltensweisen auffällig und ließen sich mit Schizophrenie im Anfangsstadium vergleichen. Tests zeigten Gedächtnisstörungen und es kam zu depressivem Verhalten.

Spritzte man den Tieren einen NMDA-Rezeptor-Antagonist (die halluzinogene Droge MK-801), wurden sie motorisch unruhig, so wie es bei Schizophrenen der Fall ist. Eine Analyse des Erbgutes ergab, dass bei den Mäusen über 100 Gene nicht richtig aktiv waren. Der Fettsäuremangel hatte im präfrontalen Kortex des Gehirns zu dauerhaften Störungen geführt.

Das Studienergebnis aus Japan ist zunächst kein handfester Beweis, dass eine Mangelernährung der Mutter das Schizophrenie-Risiko des Ungeborenen erhöht. Es ist allerdings ein deutlicher Hinweis und passt zu weltweiten Beobachtungsstudien der letzten Jahrzehnte.

Werden Erhebungen zur Bevölkerung eines Landes gemacht, fällt eine gestiegene Schizophrenie-Zahl immer dann auf, wenn in der vorherigen Generation eine Hungersnot vorhanden war. In den Niederlanden fand man diesen Zusammenhang beispielsweise bei Erwachsenen in den 1970ern bis 1990ern, denn sie waren die Kinder der Mütter, die den Hungerwinters 1944/45 als Schwangere erlebt hatten.