Impfexperte kritisiert das deutsche Impfwesen
Impfempfehlungen werden oft nicht angenommen
Das deutsche Impfwesen hinkt dem anderer Länder in vieler Hinsicht hinterher, findet der langjährige Vorsitzende der "Ständigen Impfkommission" (STIKO), Professor Dr. med. Heinz-Josef Schmidt. Die STIKO gibt im Auftrag des Gesundheitsministeriums verbindliche Impfempfehlungen heraus. "Wir brauchen wie andere Länder ein Impfregister", verlangt er im Interview mit der Apotheken Umschau. Dieses solle anonym jede Impfung erfassen. "Dann könnte man gezielt nachverfolgen, wie viel Leute geimpft werden und ob Komplikationen auftreten", erwartet er von dem Register.
Immer noch viele Ungeimpfte Kinder
Die Hauptschwäche des deutschen Systems liege aber darin, dass selbst die Gabe staatlich empfohlener Impfungen nicht der Normalfall sei. Zwar spricht Schmidt sich nicht für eine Impfpflicht aus. Er verlangt jedoch, dass Kinder davor geschützt werden sollten, von Ungeimpften mit einer gefährlichen Krankheit angesteckt zu werden. Dazu müssten etwa Ungeimpfte im Verdachtsfall vom Besuch einer Gemeinschaftseinrichtung ausgeschlossen werden können.
Ihn empört, dass in Deutschland Kinder noch an Masern sterben können, "einer Krankheit, die es in Finnland oder Mexiko seit Jahren gar nicht mehr gibt. Das ist grotesk und verletzt die Menschenwürde des Kindes."