Indien sagt den Slums den Kampf an - auch die Zauberer von Kathputli müssen weichen

Von Nicole Freialdenhoven
3. Mai 2012

Die Slums des Subkontinentes sind ebenso berühmt wie berüchtigt: In wohl kaum einem anderen Land der Welt ist die Armut so durch und durch greifbar wie in den riesigen Slum-Siedlungen von Indien, die jede indische Großstadt umgeben. Seit einigen Jahren hat die indische Regierung den Slums jedoch den Kampf angesagt und zieht großflächige Abrissprojekte durch, in deren Rahmen die Bewohner häufig zwangsläufig umgesiedelt werden.

Ein prominentes Opfer der neuesten Umsiedlungsaktionen ist die berühmte Kathputli Colony im Westen der Hauptstadt Neu-Delhi, in der hunderte Künstlerfamilien zuhause sind. Seit vielen Generation leben hier Zauberer, Akrobaten, Puppenspieler, Feuerspucker und viele andere, die das ganze Jahr über auf Festivals in ganz Indien auftreten. Obwohl die Künstler auf den Festen hochwillkommen sind, werden sie so schlecht entlohnt, dass sie sich kaum mehr als die armselige Unterkunft ohne Strom und fließendem Wasser in Kathputli leisten können.

Zwar wird den Slum-Bewohnern von der Regierung generell ein Recht auf eine neue Wohnung eingeräumt, doch durch den rasanten Wachstum der Slums fehlen vielen die notwendigen Dokumente. Schwerer noch als der Verlust der eigenen Behausung würde jedoch der Verlust der Kathputli Colony selbst wiegen, in der die unterschiedlichen Kulturen und Religionen Indiens seit vielen Generationen friedlich zusammenleben - eine Rarität auf dem Subkontinent.